Donnerstag, 17. Januar 2013

Bukhansan-Nationalpark im Schnee

Der Januar ist in Seoul der kälteste Monat des Jahres, die Durchschnittstemperatur beträgt -2,5°C und liegt damit noch etwa 3° C unter der Durchschnittstemperatur in Berlin. Das hat zur Folge, dass der alle paar Tage fallende Schnee zum Großteil liegen bleibt und das Umland der Metropole in ein zauberhaftes Weiß taucht. Am Wochenende nahm ich das winterliche Wetter zum Anlass, um dem Bukhansan-Nationalpark einen weiteren Besuch abzustatten. Bei meinem ersten Ausflug dorthin im Herbst hatte ich sowohl die bunten Laubbäume als auch die Menschenscharen bewundert, und so war ich gespannt, was mich diesmal erwarten sollte.

Für die Anfahrt zum Park wählte ich eine andere Route als im Oktober, als ich mit U-Bahn und Bus zum östlichen Eingang gefahren war. Mit dem Auto ging es von meiner Wohnung aus etwa eine halbe Stunde nach Norden, wo sich einer der auf der Westseite gelegenen Eingänge befindet. Ich stellte mein Auto ab und machte mich zu Fuß auf die letzten Meter zum Parkeingang. Angesichts der Menschenmassen, die sich mit mir auf den Weg gemacht hatten, ahnte ich bereits Schlimmes. Wie schon auf der Ostseite des Parks hatten sich außerdem auch hier diverse Outdoor-Ausstatter mit ihren Läden niedergelassen. Alle großen Namen, sowohl nationale als auch internationale, waren vertreten. Und die Ausstattung der Wanderer um mich herum ließ vermuten, dass die Geschäfte prächtig laufen. Aktueller Clou waren angesichts des Winterwetters offensichtlich Leichtsteigeisen und Spikes. Wem dieser Teil der Ausstattung noch fehlte, der hatte an den aufgebauten Ständen und in den Läden genügend Möglichkeiten, nachzurüsten.


Der Berg ruft!


Es finden sich mal wieder Outdoor-Ausrüster aller Nationen


Ich ließ all das links liegen und ging forschen Schrittes dem Parkeingang entgegen. Dort angekommen, warf ich einen Blick auf die Karte, entschied mich für eine Route und machte mich dann auf den Weg. Zunächst schlängelte sich der Pfad langsam ansteigend an einem kleinen Fluss entlang. Immer wieder tauchten große Gruppen von Wanderern vor und hinter mir auf, die ich je nach Tempo schleunigst überholte oder aber ihrerseits passieren ließ. Nach einer weiteren Weggabelung wurde es etwas ruhiger, die Besuchermassen begannen, sich auf die verschiedenen Routen zu verteilen. Der von mir gewählte Weg wurde immer steiler und führte stufenartig und stetig bergan. Schon jetzt ließ sich erkennen, dass ich einer der wenigen war, die keine Spikes oder Leichtsteigeisen dabei hatten – geschätzte 95% der Wanderer waren damit ausgestattet. Da die Wege zwar mit Schnee bedeckt, aber nicht vereist waren, ließ es sich allerdings auch ohne diese ganz gut auskommen – vorausgesetzt, man achtete etwas auf die eigenen Schritte. Außerdem war ich ohne Frage der Einzige, der an diesem Tag in Jeans im Park unterwegs war, wofür ich von einigen Koreanern mitleidige Blicke erntete.


Der Eingang des Parks - jetzt geht es los!


Der Pfad führt zunächst entlang des Flussbetts


Zum Gipfel des Baegundae sollte es gehen


Meter um Meter schraubte sich der Pfad dem Himmel entgegen, mehr als eine Stunde stieg ich nun Stück für Stück höher. Als ich den Berggrat erreichte, stellte ich fest, dass ich diese Stelle bereits von meinem ersten Besuch kannte. Von diesem Punkt aus waren es nur noch 300 Meter bis zum höchsten Gipfel des Parks. Obwohl ich bereits zuvor dort oben stand, entschied ich mich, das Ganze noch einmal bei Schnee zu besehen. Die Kraxelei bis ganz zum Gipfel war diesmal nicht mit einer Warteschlange verbunden – zum Glück, denn etwas mehr Bewegungsfreiheit konnte bei den schwierigen Bedingungen mit Schnee auf dem glatten Fels nicht schaden. Ohne Probleme stieg ich schließlich nach oben und genoss den phänomenalen Ausblick. Die Mühe hatte sich einmal mehr gelohnt, es war grandios!


Durch Schnee stapfend zum Gipfel



Die letzten Meter, fast da



Ganz oben!


Die Winterlandschaft ist wirklich grandios!



Nur für Schwindelfreie - der Weg zurück hinab

Nach dem Gipfelglück stieg ich wieder etwas hinunter und folgte dem Gipfelgrat nach Süden, vorbei an drahtseilgesicherten Stellen, die trotz Schnee allesamt gut zu bewältigen waren. Unterwegs traf ich zwei Koreaner, KiJoon und HeeJeong, mit denen ich schnell ins Gespräch kam. Zusammen wanderten wir für einige Kilometer und ließen uns an einer Wegkreuzung für ein kleines Picknick nieder. Die beiden hatten vor, von dort aus noch einen weiteren Schlenker durch den Park zu machen und zogen deshalb nach unserem Snack weiter Richtung Süden. Ich hingegen machte mich auf den Rückweg nach Westen, meinem Auto entgegen. Fünf Stunden nachdem ich aufgebrochen war, erreichte ich den Parkplatz. KiJoon und HeeJeong, so erfahre ich später, waren noch vier weitere Stunden unterwegs und erreichten erst zwei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit den Parkausgang. Ihre Lampen leuchteten ihnen den Weg. Zu diesem Zeitpunkt saß ich schon längst wieder im Warmen und ließ die Erlebnisse und Eindrücke Revue passieren.



Die Wege sind tiefverschneit - was für ein Spaß!



Herrliche Winterlandschaft und teilweise nicht einmal überlaufen


Zusammen mit KiJoon und HeeJeong


Der Parkausgang ist nicht mehr fern!

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