Sonntag, 20. Januar 2013

Climbing Gyms – Ausflug in die Vertikale

Den Freunden des gepflegten Kletterns treibt bereits der Titel ein Leuchten in die Augen. Wie der Bergsport allgemein hat auch das Sportklettern in Südkorea sehr viele Anhänger. Wer Google bemüht und sich durch die koreanischsprachigen Ergebnisse klickt, wird sehen, dass es in Seoul eine große Anzahl an Kletterhallen gibt. Die meist privaten Eigner der Hallen bezeichnen ihre Sportstätten häufig als „Climbing Gyms“ und soweit ich es bisher beurteilen kann, trifft es der Begriff „Kletter-Fitness-Studio“ auch ganz gut. Größtenteils handelt es sich dabei nämlich um ausgebaute Kellerräume mit eingezogenen Boulderwänden, an denen sich nach Lust und Laune bouldern lässt.

Nur eine U-Bahnstation entfernt von meiner Wohnung, in der Nähe der Hongik-Universität, gibt es eine kleine Halle, in der ich schon mehrfach zu Gast war: AstroMan Rock Gym. Der Eintritt kostet 15.000 Won, also etwa 11 € - für eine kleine Boulderhalle ein recht stolzer Preis. Es gibt senkrechte Wände, ebenso wie Überhänge, nur das System der Routen habe ich bisher noch nicht durchschaut. Grundsätzlich hat es den Anschein, als ob Griffe und Tritte in beliebiger Abfolge an die Wand geschraubt worden sind. Die sonst übliche Markierung von Routen mit Hilfe von Farben ist hier nicht anzutreffen. Es gibt keine freien Schraublöcher, so dass alle Wände rundum von Griffen und Tritten nur so strotzen. Dem Kletterer ist es nun also freigestellt, einfach drauf loszuklettern (was einige Besucher machen, was aber angesichts der vielen Möglichkeiten zum Greifen und Treten wenig herausfordernd ist) oder aber die Route selbst zu definieren, daran zu arbeiten und schließlich das selbstgestellte Problem zu lösen. Letzteres ist gerade für Anfänger schwierig, da es voraussetzt, dass man abschätzen kann, welcher Zug aus der Bewegung heraus auf den vorhergehenden folgen muss oder welcher Griff oder Tritt gerade noch zu erreichen ist.

Einige Kletterer, die im AstroMan offensichtlich vor dem gleichen Problem der fehlenden Routen standen, haben begonnen, mit Stiften oder mit kleinen farbigen Aufklebern eigene Boulder-Probleme zu markieren. Wenn ich keine Lust verspürte, mit einer versuchten Umrundung des Raumes meine Kraftausdauer zu verbessern, probierte ich mich also an diesen mehr oder weniger gut und vollständig markierten Routen. Ein oder zwei Stunden, länger brauchte es eigentlich nie, bis ich damit meine Finger vollends leer gesaugt hatte und den Heimweg antrat.


AstroMan Rock Climbing Gym in Seoul

Auf der Suche nach Kletterhallen, die auch das Klettern von Routen mittels Seilsicherung ermöglichen, bin ich im Internet jüngst auf drei große Hallen im Norden und Osten Seouls gestoßen. An acht bis zwölf Meter hohen Wänden kann man sich dort sowohl im Toprope als auch im Vorstieg versuchen. Eines meiner nächsten Ausflugsziele steht also fest! Erschwert wird das Unternehmen dadurch, dass man für eine Seilschaft mindestens einen Kletterpartner braucht. Ich werde mich also auf die Suche nach einem einheimischen oder zugezogenen Koreaner begeben, der die einschlägigen Sicherheitstechniken beherrscht. Freiwillige vor!

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