Donnerstag, 20. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Neun Wochen in Korea sind vorüber. Und viele weitere werden folgen. Doch bevor es soweit ist, mache ich mich auf den Weg nach Europa und tausche Bulgogi und Nudelsuppe gegen Festtagsbraten. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Euch Weihnachten zu feiern und das Neue Jahr zu begrüßen! Allen, die ich vorher nicht mehr sehe, wünsche ich schon jetzt ein frohes Weihnachtsfest und ein paar besinnliche Stunden. Auf nach 2013!


Weihnachtsfeier mit der ganzen CAO-Mannschaft

Koreanische Spezialitäten

Die koreanische Küche bietet eine riesige Auswahl ausgezeichneter traditioneller Gerichte - der europäische Gaumen muss sich allerdings ganz schön umgewöhnen. Ein Besuch im Restaurant ist deshalb auch immer ein kleines Abenteuer, wobei ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht habe. Alles, was mir von meinen Begleitern empfohlen wurde, stellte sich tatsächlich als ausgezeichnet heraus. Der koreanische Gaumen liebt Abwechslung und die volle Bandbreite an Geschacksrichtungen. Sauer, süß, bitter, salzig, umami - das Essen spricht alle Sinne an. Es gibt scharfes und mildes Essen, aber eines gilt immer: es schmeckt vorzüglich. Hungern muss also niemand in Südkorea. Im Gegenteil, das gute Essen in Kombination mit der Büroarbeit erfordert viel Ausgleich in Form von Sport. Ansonsten ist es schnell vorbei mit der Bikinifigur.

Ich habe auf meinen Streifzügen durch Restaurants einige Schnappschüsse gemacht, die ich mit Euch teilen möchte. Ich denke, es handelt sich um eine durchaus repräsentative Auswahl; viele populäre Gerichte finden sich wieder. Alle Leckermäuler sollten aufpassen, dass sie nicht anfangen, die Tastatur zu vollzusabbern. Ein Besuch im nächsten koreanischen Restaurant schafft Abhilfe!


Bibimbap mit Mini-Oktopussen - grandios!


Korea international: Eine vietnamesische Nudelsuppe

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Hwaseong

In der Umgebung Seouls finden sich einige Stätten, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden sind. Eine weitere davon habe ich am vergangenen Wochenende besucht: Hwaseong, in der heutigen Stadt Suwon gelegen. Im späten 18. Jahrhundert zu Ehren eines verstorbenen König der Joseon-Dynastie erbaut und als Festungsring für die neue Hauptstadt geplant, erstreckt sich die Anlage heute auf mehr als 5 Kilometern inmitten von Suwon, knapp 50 km südlich von Seoul. Im Koreakrieg schwer beschädigt erstrahlt die Festung heute in neuem Glanz.

Markus und ich hatten uns erst am Nachmittag von Seoul aus gen Süden aufgemacht und so erlebten wir auf unserem Rundgang auf den Festungsmauern, wie sich die Nacht langsam über die Stadt und die 48 Wachtürme senkte. Illuminiert machte die gesamte Wehranlage erst recht einen majestätischen Eindruck. Auf und ab ging es auf dem Rundweg, vorbei an ehemaligen Katapultstellungen, Stadttoren und Beobachtungsposten. Um uns herum funkelte die beleuchtete Stadt, die sich heute sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern befindet. Wir ließen uns Zeit und genossen die entspannte Atmosphäre weit entfernt vom Seouler Großstadtrummel und Verkehrslärm. Was für eine grandiose Festung! So ein langer Spaziergang machte allerdings müde und hungrig – bevor wir uns mit der Metro auf den Weg Richtung Seoul machten, legten wir also noch einen Stopp in einem lokalen Burger-Bistro ein. Es war spät, als wir schließlich wieder in der Hauptstadt eintrudelten.


Hwaseong - eine riesige Festungsanlage mitten in Suwon

Zeitreise in die Vergangenheit Seouls

Im Seouler Museum für Kunst gibt es derzeit eine Ausstellung mit Fotografien zu sehen, die die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 70 Jahren dokumentiert. Am vergangenen Wochenende besuchte ich also zusammen mit meiner Sprachlehrerin das Museum, um im Zeitraffer einen Blick auf die jüngere Vergangenheit Seouls zu werfen. Eines vorweg: Die Qualität und die Auswahl der Fotos waren exzellent. Zum einen gab es ausgezeichnete Fotoserien bekannter lokaler Fotografen, die damit nicht nur die unglaubliche Entwicklung der Stadt, sondern auch den rasanten eigenen Aufstieg zu Wohlstand zeigten. Zum anderen waren Seouls Bewohner im Vorfeld der Ausstellung aufgerufen, eigene Bilder aus Foto- und Familienalben einzureichen, was diese offensichtlich auch großzügig taten. Aus der Fülle der Einsendungen ausgewählte Fotos komplettierten die Ausstellung. Die Motive waren vielfältig: Bilder von spielenden Kindern, fotografierte Wohnungen und Wohnviertel, Fotografien von Familienausflügen, von Nachbarn beim Kimjang, der traditionellen Kimchi-Herstellung, von Arbeiten auf dem Feld.

Die Bilder dokumentierten eine unglaubliche Entwicklung: Anfang der 50er Jahre, während des Koreakriegs und direkt danach, bestand Seoul vor allem aus einstöckigen traditionellen Häusern, aus Bretterverschlägen und Wellblechhütten. Fließendes Wasser, Kanalisation und Strom waren in großen Teilen der Stadt Fehlanzeige. Aus den Bildern der folgenden Jahrzehnte ließ sich die sich anschließende rasante Entwicklung ablesen. In vielen Vierteln entstanden mehrstöckige Wohnblöcke, traditionelle Häuser wurden ausgebaut und aufgewertet, die Infrastruktur wurde erweitert. Nicht nur das Stadtbild änderte sich - auch der Wohlstand stieg stetig. Während Fotos aus den fünfziger Jahren Menschen in einfacher Baumwollkleidung zeigten, wie sie auf Märkten Chinakohl kauften oder verkauften, zeigten die Bilder der Folgejahre, dass das Modebewusstsein und die Qualität der Kleidung mit jedem Jahrzehnt zunahmen. Und neben dem Arbeiten und der Wohnumgebung waren auch Freizeitaktivitäten auf immer mehr Bildern zu sehen: neue Fahrräder und strahlende Gesichter, Urlauber am Strand, Ausflügler auf Booten und Schiffen. Fortschritt und Wohlstand hatten Einzug gehalten. Die letzten Bilder zeigten das heutige Seoul: riesige Wolkenkratzer mit Hubschrauberlandeplätzen, gigantische Verkehrsadern, Shoppingcenter. Eine unglaubliche Geschichte, die sich da vor den Augen der Besucher auftat.

Mit der wackligen Handy-Kamera habe ich ein paar der Eindrücke eher schlecht als recht eingefangen. Wer sich die Bilder im Vollformat anschauen möchte, muss einen Abstecher ins Seoul Museum of Art machen, wo die Ausstellung noch bis Ende Dezember zu sehen ist.


Die 50er Jahre: Ein Straßenmarkt mit Chinakohl

Tiergesundheit Ansan

Etwa 30 Kilometer südlich von Seoul liegt Ansan, eine Stadt, die zum Großraum der Hauptstadt gehört und etwa 700.000 Einwohner zählt. Das angeschlossene Industriegebiet zählt heute zu den beliebtesten Lagen, wenn es um Produktionsstandorte nahe Seoul geht. Am vergangenen Mittwoch hatte ich die Gelegenheit, bei einer Stippvisite unsere dortige Produktionsanlage für den Bereich Tiergesundheit kennenzulernen. Etwa 50 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt und sorgen für die Zubereitung, das Abfüllen und Verpacken der Produkte. Angeführt von einem Kollegen besichtigten wir die Räume, Instrumente und Anlagen für die einzelnen Produktionsschritte. Besonders beeindruckend waren die ausgefeilten Maßnahmen, mit denen die einzelnen Produktionsbereiche akribisch voneinander abgeschottet werden, um Verunreinigungen der Endprodukte zu verhindern. Je kritischer ein Prozessschritt, desto stärker sind die Qualitätssicherungsmaßnahmen, die sicherstellen, dass die Produkte am Ende die erforderliche Qualität aufweisen. Physisch abgetrennte Bereiche, Material- und Personenschleusen, unterschiedliche Luftdrücke, Luftfilter, ständige Messungen sowie Dokumentation von Prozessschritten und Ergebnissen sind hierfür nur einige Beispiele.

Samstag, 15. Dezember 2012

Kleine Sprachschule – Teil 1

Für viele Neuankömmlinge in Korea und auch für mich ist die koreanische Sprache die auffälligste und größte Hürde, die es zu überwinden gilt, um sich im südkoreanischen Alltag zurecht zu finden. Nach derzeitiger Meinung vieler Forscher ist Koreanisch aus einer Abspaltung von der Gruppe der makro-altaischen Sprachen hervorgegangen, woraus Ähnlichkeiten mit Mongolisch, Türkisch und Japanisch resultieren. Darüber hinaus war Korea über lange Zeit Einflüssen aus dem chinesischen und dem englischsprachigen Kulturraum ausgesetzt, was sich ebenfalls in der Sprache niederschlägt.

Den ersten Anknüpfpunkt beim Lernen der Sprache bildet das koreanische Alphabet, das auch als Hangeul bezeichnet wird. Es wurde von König Sejong, dem Großen Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden und löste die beim Schreiben und Lesen bis dahin übliche Verwendung von chinesischen Schriftzeichen ab. Hangeul kennt vierzehn einfache Konsonanten und zehn einfache Vokale, die in den folgenden Abbildungen gezeigt sind. Darüber hinaus gibt es einige Diphthonge, die letztlich die einfachen Buchstaben kombinieren und die ich der Einfachheit halber hier vorerst einmal außen vor lasse.

Konsonanten
Koreanische Konsonanten mit Bezeichnung und Transkription


Vokale
Koreanische Vokale mit Transkription

Montag, 10. Dezember 2012

Grenzerfahrungen

Vor fast 60 Jahren, am 27. Juli 1953, endete der Koreakrieg mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens. Es war ein Krieg, der mehr als drei Jahre andauerte, 940.000 Soldaten und drei Millionen Zivilisten das Leben kostete und die Teilung Koreas zementierte. Bis heute wurde kein Friedensvertrag geschlossen. Die damals festgelegte Demarkationslinie nahe des 38 Breitengrades bildet bis heute die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea.

Südkoreas Hauptstadt liegt nicht weit entfernt von der Grenze, nämlich etwa nur eine Stunde Autofahrt. Und so schloss ich mich am Samstag zusammen mit meinem Kollegen Markus einer geführten Tour an, um einige historische Stätten des Koreakrieges zu besuchen und einen Eindruck von der Situation an der heutigen Grenze zu gewinnen. Angeboten werden diese Touren von einigen wenigen einheimischen Veranstaltern, die Zeitplan und Ablauf genau vorgeben – viel Raum für individuelle Gestaltung bleibt nicht. Dafür hat man die Möglichkeit, die am stärksten militärisch abgesicherte Grenze der Welt zu besichtigen. Nord- und Südkorea haben Schätzungen zufolge zusammen fast 2 Millionen Mann unter Waffen.

Frühmorgens ging es los mit dem Bus, Richtung Nordwesten zunächst am Hangang entlang. Ziel war die vier Kilometer breite demilitarisierte Zone (DMZ), die sich südlich und nördlich der Demarkationslinie erstreckt und deren Einrichtung Bestandteil des Waffenstillstandsabkommens von 1953 war. Während der auf der südkoreanischen Seite gelegene Teil der DMZ von den Vereinten Nationen unter Führung der USA verwaltet wird, hat Nordkorea die Verwaltung des nördlichen Teils inne. Zur DMZ und ebenfalls zum vorgelagerten Bereich haben ausschließlich autorisierte Personen Zugang; wir hatten zu diesem Zweck schon mehrere Tage vor der Tour Kopien unserer Pässe abgeben und uns registrieren müssen. An einem Checkpoint hielt der Bus für eine kurze Kontrolle an. Zwischen einigen Grenzbarrieren hindurch fuhren wir dann in die DMZ, um zunächst eine der Hauptattraktionen anzusteuern: den dritten Invasionstunnel.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Noeul Park

Zu einer guten Wohnung gehört auch immer was? Na klar, eine brauchbare Laufstrecke - und genau eine solche beginnt nicht weit von meinem neuen Zuhause entfernt. Zwischen dem durch Seoul fließendem Hangang und der heutigen Digital Media City lag einst eine große Seouler Müllkippe, schließlich verursacht eine Metropole dieses Ausmaßes Unmengen an Müll. Bis vor einigen Jahren die Idee geboren wurde, diesen riesigen Müllberg mit einer Schicht aus Erde zu bedecken und den Hügel in einen Park zu verwandeln. Gesagt, getan. Und so erhebt sich unweit des World Cup Stadiums heute der Noeul Park in den Seouler Himmel - für mich das perfekte Laufrevier!

Hat man die letzten Häuser auf dem Weg zum Park hinter sich gelassen, beginnt der langsam ansteigend Pfad, der sich mit zwei Kehren zum Gipfelplateau hinaufschwingt, wo sich unter anderem ein kleiner Golfplatz befindet. Beim Rundweg über das Plateau kann man den atemberaubenden Blick über den weit unten liegenden Fluss schweifen lassen. In der Ferne zeichnen sich die Hochhäuser der Innenstadt gegen den Horizont ab. Nachdem man ausreichend Höhenluft geatmet hat, geht es auf einem anderen Weg wieder bergab. Je nach gewählter Route ist der Ausgangspunkt des Laufes nach 8 bis 10 km wieder erreicht - eine perfekte Distanz also, um auch bei winterlichen Temperaturen richtig warm zu werden und die Bewegung zu genießen. Das anspruchsvolle Höhenprofil sorgt dafür, dass auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommen muss.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

DMC Ville

Ich habe schon viel über die Orte geschrieben, die ich in den letzten Wochen besucht habe – aber wenig über meine Bleibe, die mir für gut fünf Monate Unterschlupf bietet: DMC Ville. Durch etwas Glück habe ich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in diesem von der Regierung betriebenen, erst drei Jahre alten Apartment-Block ergattern können. Glück deshalb, weil die Warteliste eigentlich recht lang ist, ich aber an der Liste vorbei kurzfristig eine Wohnung bekommen habe. Im Vergleich zu anderen Wohnungen in Seoul ist die Miete recht moderat und sowohl mit der Ausstattung als auch mit dem Service rundherum bin ich vollends zufrieden. Die Wohnung ist vollständig und sehr hübsch möbliert, verfügt über eine Fußbodenheizung (wie toll!) und ist ruhig gelegen. Dazu gibt es einmal pro Woche einen Reinigungsservice, ein englischsprachiger Concierge steht rund um die Uhr zur Verfügung und im Keller finden sich ein Schwimmbad mit Jacuzzi, ein Fitness-Center, ein Squash-Court und eine Sauna - alles zur freien Benutzung. Selbst wenn es draußen kalt und stürmisch ist, muss man auf ein Workout also keineswegs verzichten.
Es gibt also gute Gründe, weshalb die Warteliste so lang ist! Meine Nachbarn sind übrigens allesamt Zugereiste, vor allem Amerikaner, Inder, Araber. Es ist ganz offensichtlich, dass die koreanische Regierung mit der Wohnanlage nicht ganz uneigennützig handelt, wird es doch gut ausgebildeten Ausländern leicht gemacht, in Seoul Fuß zu fassen.


Mein Wohnzimmer, Dreh- und Angelpunkt allen Treibens

Sonntag, 2. Dezember 2012

Kimjang

Die kalte Jahreszeit mit pfeifenden kalten Ostwinden und die Abgelegenheit Koreas auf einer Halbinsel machten die Koreaner seit jeher erfindungsreich. Eine der Spezialitäten, die es in jedem koreanischen Restaurant in Deutschland gibt und die hier zu jeder Mahlzeit gereicht wird, ist Kimchi (oder Gimchi, in Abhängigkeit von der Romanisierung des koreanischen Wortes 김치). Dabei handelt es sich in der typischsten Form um fermentierten und mit Chili versetzten Chinakohl, der säuerlich und etwas scharf schmeckt. Ähnlichkeiten mit Sauerkraut sind nicht von der Hand zu weisen; auch die Herstellung dieser deutschen Spezialität basiert auf Fermentation und die Grundzutat ist mit Kohl ebenfalls dieselbe. Neben Chinakohl fermentieren die Koreaner auch andere Gemüsesorten wie Gurken, was letztlich eine Art Saure Gurke ergibt – für den deutschen Gaumen also auch nicht fremd.

Um eine abwechslungsreiche und vitaminreiche Ernährung auch im Winterhalbjahr sicherzustellen, wird Ende November, Anfang Dezember traditionell die Menge Kimchi hergestellt, die für die Wintermonate notwendig ist. Diese traditionelle Prozedur wird als Kimjang bezeichnet - und genau bei einer solchen durfte ich am vergangenen Freitag mitmachen.

Mittwoch, 28. November 2012

Straßenverkehr mal anders

Zumindest haben die Koreaner keinen Linksverkehr. Aber abgesehen davon sollte man in Seoul stets hellwach sein, wenn man sich hinter das Steuer setzt. Nachdem ich die ersten Wochen mit U-Bahn und Bus ins Büro gefahren bin und jeden Tag mehr als zwei Stunden in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln zubrachte, war ich froh, als mein internationaler Führerschein eintraf. Seitdem lege ich die 18 km Arbeitsweg mit einem Leihwagen zurück, ein Hyundai Sonata, 2.0 l Benziner mit 170 PS. Der Sonata ist hier so eine Art Jedermann-Wagen, das mit Abstand häufigste Modell auf der Straße. Glaubt man der Statistik, hat Hyundai in Südkorea einen Pkw-Marktanteil von etwa 50% - und wenn ich mich im Straßenverkehr so umschaue, gibt es keinen Grund an der Statistik zu zweifeln. Ich nehme an, dass Kia weitere 25-30% des Marktes einnimmt, so dass nicht mehr viel Platz für andere Automarken bleibt.

Die durchschnittlich hohe Leistung der Autos hier schlägt sich leider auch im Benzinverbrauch nieder, mit meinem Sonata schaffe ich es gerade so, unter 10 Litern auf 100 Kilometern zu bleiben. Immerhin verkürze ich mit dem Auto die Zeit für das Pendeln auf etwa eine Stunde täglich, allerdings nur, wenn ich es schaffe, die Strecke vor dem morgendlichen und abendlichen Verkehrsinfarkt hinter mich zu bringen. Dafür starte ich morgens um halb 7 auf die dann noch leeren Straßen. Da es zu dieser Zeit noch dunkel ist, findet man recht schnell die erste Spezialität der Koreaner heraus: ohne Licht zu fahren. Die Straßenlaternen leuchten schließlich genug, warum also die Fahrzeugbelichtung einschalten? Geschätzte 10% der Autofahrer frönen diesem Hobby, vielleicht um Benzin zu sparen, vielleicht um den Kitzel etwas zu erhöhen. Ich habe mir jedenfalls angewöhnt, sehr genau in den Rückspiegel zu sehen, bevor ich abbiege oder die Spur wechsle. Apropos abbiegen: Auch Blinken ist absolut aus der Mode. Die Mehrheit der Autofahrer weiß wahrscheinlich gar nicht, wo der Blinker in ihrem Auto zu finden ist.

Montag, 26. November 2012

I am an Alien

Wer sich für länger als drei Monate in Korea aufhalten möchte, muss sich dafür bei der lokalen Einwanderungsbehörde registrieren lassen. Das gilt auch für jene wie mich, die ein Visum für einen wesentlich längeren Zeitraum haben. Alles muss seine Richtigkeit haben! Vor drei Wochen war ich deshalb auf dem Amt und habe allerhand Dokumente abgeliefert - dank eines vorab vereinbarten Termins brauchte ich keine Minute zu warten und kam sofort dran. Was für ein Service! Meine Fingerabdrücke wurden nach der Ankunft am Flughafen ein weiteres Mal registriert - ab sofort muss ich also wirklich vorsichtig sein und mich anständig benehmen! Nach meinem Gang zum Amt vergingen etwa drei Wochen bis ich das Ergebnis in der Hand halten konnte: die „Alien Registration Card“. Nein, das ist kein Witz; genau so heißt die Plastikkarte, die so etwas ist wie der Personalausweis für Ausländer. Ich kann nun also mit Fug und Recht behaupten, ein Alien zu sein!


Die Karte hat auch einen gewichtigen Vorteil, nämlich dass das einmal gewährte Visum nun nicht mehr automatisch abläuft, wenn ich am Flughafen den Ausgangsstempel bekomme und Südkorea verlasse. Oder anders gesagt: ich kann ab sofort für die verbleibende Dauer des Visums nach Belieben ein- und ausreisen. Japan und China sind also nun wirklich nur noch eine Flugstunde entfernt.

Samstag, 24. November 2012

Namsan, Inwangsan und Secret Garden

Seoul ist umgeben von Bergen und auch im Stadtgebiet gibt es mehrere Erhebungen, die unbebaut sind und aus dem Häusermeer herausragen. Den wohl populärsten Hügel namens Namsan („Südberg“, 265 m hoch) erklomm ich am vergangenen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein. Mit mir waren viele andere Ausflügler unterwegs, die über viele Stufen nach oben strebten oder aber den bequemen Weg mit der Seilbahn wählten. Oben angekommen eröffnet sich in allen Richtungen ein fantastischer Blick über die Stadt, denn der Namsan liegt wirklich mitten in Seoul.


An der Stadtmauer entlang den Namsan hinauf



Viele Treppen sind zu bewältigen, den Fernsehturm im Blick

Freitag, 23. November 2012

Changdeokgung und Bukchon

Im Reigen der Seouler Königspaläste hatte ich bisher Changdeokgung ausgelassen, jenen Palast, der 1405 erbaut wurde und für insgesamt 270 Jahre der Sitz der Herrscher der Joseon-Dynastie war. Diesen lange aufgeschobenen Besuch holte ich am vergangenen Wochenende nach – und es sollte sich lohnen.

Die Besonderheit fällt dem Besucher schon nach wenigen Schritten ins Auge: im Gegensatz zu allen anderen Palästen ist Changdeokgung nicht stur axial ausgerichtet, sondern fügt sich in die natürlichen Gegebenheiten des Geländes ein. Hügel und Senken wurden geschickt in die Gestaltung mit einbezogen, so dass der Palast insgesamt abwechslungsreicher und verspielter wirkt. Zusammen mit der historischen Bedeutung hat dies dazu geführt, dass Changdeokgung in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen wurde.

Wie schon im Gyeongbokgung sind der Thronsaal, die für öffentliche Zwecke genutzten Räumlichkeiten und die Wohnhäuser für Besucher zugänglich. So spaziere ich denn über das Gelände und lasse das Gesamtwerk auf mich wirken.


Die Thronhalle von Changdeokgung

Dienstag, 20. November 2012

Willkommensumtrunk

Nach vielen Ankündigungen war es am letzten Donnerstag endlich so weit: Zusammen mit dem Rest der Controlling-Mannschaft ging es abends in ein Seouler Lokal, um meine Ankunft in Korea mit einem Abendessen zu feiern und standesgemäß zu begießen. Wenn man ein bisschen recherchiert, was es in Korea unter Kollegen und Geschäftspartnern nach Büroschluss für Bräuche gibt, mag der gemeine Mitteleuropäer etwas ungläubig dreinschauen. So habe ich mehrfach gelesen, dass regelmäßig - also durchaus mehrmals pro Woche, bei großen Unternehmen wie Samsung sogar täglich - gemeinsam ausgegangen wird, meist in eine Kneipe der Wahl. Und dann wird bis spät in die Nacht gezecht, wobei die Koreaner bei steigendem Alkoholpegel zunehmend auftauen und die sonst übliche Distanziertheit, auch zwischen Mitarbeitern verschiedener Hierarchieebenen, kaum noch zu spüren ist. Und solange der Chef nicht geht, verabschiedet sich auch keiner der anderen Mitarbeiter. Das führt sogar mitunter dazu, dass Beschäftigte am Ende betrunken unter dem Tisch landen, unfähig, den Nachhausweg anzutreten. Angst haben, negativ aufzufallen, muss niemand – im Büro ist am nächsten Tag alles vergessen. Um gute Beziehungen untereinander aufzubauen und zu pflegen, gelten solche gemeinsamen Abende in Südkorea als absolut unverzichtbar.

Soweit die Theorie. In der Praxis fiel unsere erste gemeinsame Runde wesentlich harmloser aus. Um kurz nach halb 7 starteten wir zu einem beliebten Restaurant im Zentrum Seouls, das für seine Grillspezialitäten bekannt ist. Im Gegensatz zu den meisten Lokalen kommt hier nämlich kein Schweinefleisch aus gewöhnlicher koreanischer oder chilenischer Haltung, sondern Bio-Schweinefleisch von der im Süden Koreas gelegenen Insel Jeju auf den Teller.

Sonntag, 18. November 2012

Die Frage der Fragen

In meinem Post über die ersten Tage im Büro hatte ich Euch ein kleines Rätsel mit auf den Weg gegeben, das zugegebenermaßen nicht ganz einfach zu lösen war. Es galt herauszufinden, welche Fragestellung in Korea so wichtig ist, dass sie zu den ersten Themen gehört, die beim Kennenlernen angesprochen werden. Um des Rätsels Lösung verständlich zu erklären, muss man ein bisschen weiter zurückgehen in der Kulturgeschichte Koreas, bis ins 4. Jahrhundert nach Christus, als der Konfuzianismus Einzug hielt in Südkorea. Bis heute hat diese Gesellschaftslehre, die sowohl philosophische als auch religiöse Bestandteile aufweist, eine große Bedeutung und wesentlichen Einfluss auf das Handeln und Leben der Koreaner. Insbesondere die Auswirkungen zweier Grundsätze lassen sich immer wieder beobachten: der hohe Stellenwert von Bildung und die hierarchische Organisation der Gesellschaft.

Ich hatte in meinem Eintrag über Ganghwado geschrieben, dass unzählige Gruppen von Kindern auf einer der Festungen unterwegs waren. Gleiches lässt sich in den Palästen in Seoul oder in den Bergen und Wäldern, die historische Bedeutung haben, feststellen - selbst an Wochenenden wimmelt es hier nur so von Kindergruppen. Bildung ist wichtig, selbst und gerade für die Kleinsten. Das Lernen von Schreiben und Lesen vor der Einschulung, das Lernen neben der Schule in Abendkursen, die Bedeutung eines guten Abschlusses bei einer der renommierten Universitäten (fast alle Koreaner studieren, trotz horrender Studiengebühren) – es gibt unzählige Beispiele für die überragende Bedeutung von Bildung in der koreanischen Gesellschaft.

Dienstag, 13. November 2012

Ganghwado

An den ersten zwei Wochenenden war ich in die Berge gefahren, obwohl das Gelbe Meer doch nur wenige Kilometer von Seoul entfernt ist. Es war also an der Zeit, die maritime Seite Koreas kennenzulernen. Und so setzte ich mich am Sonnabend hinter das Steuer meines Leihwagens und versuchte, dem Navigationsgerät das gewünschte Ziel beizubringen. Da ich mein koreanisches Navi mittlerweile gegen ein englischsprachiges getauscht hatte, funktionierte das nach etwas Probieren dann auch. Meine Idee war, der direkt vor der Mündung des Hangang liegenden Insel Ganghwa einen Besuch abzustatten, mit 300 km² Fläche immerhin das fünftgrößte Eiland Südkoreas. Über Highways führte mich mein Weg zunächst aus Seoul heraus, durch mehrere Vororte immer Richtung Westen.

Nach etwa einer Stunde Fahrzeit überquerte ich eine der beiden großen Brücken, die die Insel mit dem Festland verbinden. Da ich mir vorher im Internet nur einen groben Überblick über die Sehenswürdigkeiten verschafft und kein bestimmtes Ziel vor Augen hatte, schlug ich zunächst einfach die vom lokalen Tourismusverband empfohlene Route über die Insel ein. Diese führte mich nach Süden, dann weiter Richtung Westen an der Küste entlang und wartete gleich mit den ersten Stopps für kürzere und längere Entdeckungstouren auf. Da die Gegend in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Koreanern und Kolonialmächten aus Asien und Europa waren, gab es unzählige Befestigungsanlagen, steinerne Kontrollposten und Überreste von Burgen zu bestaunen; allesamt Relikte einer glücklicherweise vergangenen Zeit. Immer wieder stellte ich mein Wägelchen auf einem Parkplatz ab, um auf ein paar alte Steine zu klettern, Erdwälle und alte Kanonen zu bewundern. Kleinere Ausgucke wechselten sich mit trutzigen Burgen ab, Gruppen von Kindern huschten durch das Gelände. Es scheint ein Teil der in Korea üblichen Erziehung und Ausbildung zu sein, Kinder am Wochenende die Historie ihres Landes studieren zu lassen – denn genau das ließ sich hier hervorragend tun. Was mich dann aber doch stutzen ließ, waren die begleitenden Erwachsenen, seien es nun Lehrer, Betreuer oder was auch immer. Denn um der Kinderschar auch hinsichtlich der angeschlagenen Lautstärke Herr zu werden, kamen Megafone oder eine Kombination aus Mikrophon und Lautsprecher zum Einsatz. Man kann sich bildhaft vorstellen, dass das nicht gerade zum Senken der Lautstärke führt. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zum Glück hatten die Kinder noch nicht technisch aufgerüstet...


Der Odu-Außenposten

Sonntag, 11. November 2012

Ich gehe mit meiner Laterne...

...und meine Laterne mit mir. Von oben leuchten die Sterne, von unten leuchten wir. Einmal jährlich gibt es in Seoul das große Laternenfestival, bei dem in einem kleinen, durch die Innenstadt fließenden Bach beleuchtete Papierfiguren aufgestellt werden. Lampions gelten in Korea wie auch in China grundsätzlich als Glücksbringer und sind sehr beliebt. Dementsprechend voll war es gestern, als ich das Festival besuchte. Etwas ungewöhnlich fand ich es schon, zwischen all den Hochhäusern ein solch traditionelles Fest zu feiern, andererseits war die Umgebung angesichts der tollen Figuren schnell vergessen. Groß und klein spazierte am Bachlauf entlang und bewunderte die leuchtenden Schätze aus Papier. Als Motive dienen jedes Jahr sowohl historische Ereignisse als auch Menschen und ihre alltäglichen Aufgaben und Tätigkeiten. Aber schaut selbst, was es alles zu bewundern gab.


Ein befestigte Stadt, wunderbar in Szene gesetzt




Eine Gruppe musizierender Mönche

Freitag, 9. November 2012

Namhansanseong

Während sich der Herbst in Deutschland langsam verabschiedet, ist es in Korea auch Anfang November häufig noch angenehm sonnig bei Temperaturen um 15 Grad. An meinem zweiten Wochenende wühle ich recht lange in den Reiseführern, bevor ich mich endgültig für ein Ausflugsziel entscheide. Es geht nach Namhansanseong, ein Provincial Park südöstlich von Seoul, der im Vergleich zu Bukhansan etwas weniger populär ist - dafür aber auch weniger frequentiert. Wieder kann ich per Metro und Bus anreisen, allerdings gestaltet es sich diesmal etwas schwieriger, die richtigen Verkehrsmittel zu erwischen, weil sich weniger Wanderer auf den Weg Richtung Park gemacht haben. Prompt werde ich beim Wechseln der U-Bahnlinie von einer Koreanerin angesprochen, die mir anbietet, mich bis zur richtigen Bushaltestelle zu begleiten. Da sag ich nicht Nein, das ist ein Service! Weniger entspannt wird die Busfahrt selbst. Der Bus fährt nur alle 20 min, dementsprechend gerammelt voll ist er. Zumindest umfallen kann man so gedrängt stehend nicht mehr. In Serpentinen schleicht der Bus den Berg hinauf, dem Park entgegen. Kurz vor dem Südtor steige ich aus und gehe zu Fuß weiter. Kurz darauf erreiche ich die Festungsmauer aus dem 17. Jahrhundert, nach der der Park benannt ist: Seong bedeutet Burg.


Namhansanseong in der Draufsicht, links unten das Südtor

Mein Plan ist, die 8 km lange, kreisförmig angeordnete Wehranlage einmal zu umrunden. Einst umgab diese Mauer eine in einem Bergkessel gelegene Siedlung und beschützte deren Bewohner vor Eindringlingen aus anderen Landesteilen. Die Siedlung ist nicht mehr erhalten, sondern einem großen Parkplatz mit Restaurants gewichen, aber die Mauer schlängelt sich wie eh und je durch die Berge. Am Südtor startend habe ich die freie Wahl: wandere ich im Uhrzeigersinn oder in der entgegen gesetzten Richtung? Ich entscheide mich kurzerhand für ersteres und mache mich auf den Weg.

Donnerstag, 8. November 2012

Bukhansan National Park

Es ist Herbst, Ende Oktober in Korea. Für die Koreaner ist das nach dem langen heißen Sommer nahezu gleichbedeutend mit Wanderzeit. Viele Einheimische sind begeisterte Wanderer, was sich mit unseren Beobachtungen in Tansanias Bergwelt deckt, wo wir mehreren Koreanern begegnet sind. Da ich nicht leugne, dass Berge auch auf mich einen gewissen Reiz ausüben, mache ich mich an meinem ersten Wochenende in Korea auf in den Bukhansan National Park. Direkt vor den Toren der Stadt gelegen und mit U-Bahn und Bus problemlos zu erreichen, gilt der Park als Seouls beliebtestes Ausflugsziel und der höchste Gipfel Bukhansan als Seouls Hausberg. Die Anfahrt ist eigentlich einfach, für einen Ortsunkundigen und der koreanischen Sprache nicht Mächtigen allerdings auch kein Selbstläufer. So trifft es sich gut, dass ich schon in der U-Bahn die ersten Wanderer treffe - eindeutig zu erkennen an der Bekleidung und den aus den Rucksäcken herausragenden Teleskopwanderstöcken. Ihnen folgend erwische ich auch den richtigen Bus und gelange schließlich am Nationalpark-Eingang an.

Auf einer der ersten Übersichtskarten orientiere ich mich und gucke mir das erste Tagesziel für heute aus - den höchsten Punkt des Parks. Die Wegstrecke ist fast zu vernachlässigen, mehr als vier Kilometer sind es nicht bis zum Gipfel. Allerdings sind mehr als 700 Höhenmeter zu überwinden, so dass ich es ruhig angehen lasse. Es ist fantastisches Wetter, die Sonne taucht die herbstlich gefärbten Blätter in warmes Licht. Auf dem Weg sind ein paar andere kleinere Wandergruppen unterwegs, die zusammen mit mir langsam bergan schreiten. Die Anzahl der Wanderer ändert sich schlagartig, als ich die nächste große Weggabelung erreiche. Wie ich sehe, strömen vom unterhalb gelegenen Parkplatz Menschenmassen auf den Wanderweg, dem Gipfel entgegen. Mit der Ruhe ist es nun vorbei, der eigentlich breite Weg ist voll mit Menschen. Ich lege einen Zahn zu, um diese Menschenansammlung hinter mir zu lassen, was mir allerdings kaum gelingt. Dafür werde ich nach einigen hundert Metern Anstieg mit einem ersten Blick auf die Granitgipfel belohnt, die sich vor mir in den Himmel recken. Was für ein Anblick! Nur langsam realisiere ich, dass es dort hinauf gehen wird. Das ist der Bukhansan, der höchste Gipfel des Parks!

Bayer Korea Limited

Anderthalb Tage lang habe ich mehr oder minder erfolgreich versucht, den Jetlag zu überwinden. Nun steht Aufregendes bevor: der erste Tag im Büro. Der mir bereits vertraute Fahrer holt mich bei strömendem Regen von meiner Wohnung ab und quält sich durch den morgendlichen Berufsverkehr, hinüber auf die Südseite des Hangang-Flusses. Wir brauchen eine Stunde für die etwa 20 km lange Strecke, teilweise geht es nur im Schritttempo weiter.

Schließlich stehe ich vor dem Gebäude, in dem ich in den kommenden 6 Monaten mein Büro haben werde. Eine Kollegin kommt mir winkend entgegen und führt mich direkt zum Gespräch mit dem Geschäftsführer in Korea. Ich werde heute viele Hände schütteln, Visitenkarten entgegen nehmen, mich unzählige Male vorstellen und sehr viele neue Gesichter kennenlernen. Auch meinen Platz in den Cubicles habe ich bald gefunden. Umringt von den übrigen BHC-Controllern sitze ich mittendrin. Nicht nur an diesem ersten Tagen, sondern auch an den darauffolgenden, sitze ich viele Stunden mit den Kollegen zusammen und lasse mir von diesen ihre Aufgaben, die Organisation und die aktuellen Themen erklären. Die Neugier beruht auf Gegenseitigkeit: viele Kollegen fragen nach meiner Herkunft, meinen Hobbys, meiner Motivation gerade nach Korea zu kommen, nach den Plänen für die nächsten Wochen. Die Frage, die von Koreanern angeblich gleich zu Beginn gestellt wird, fällt erst mehrere Tage später ganz beiläufig. Nur welche Frage ist es, die in Korea so dringend ist, dass sie schon in den ersten Minuten des Kennenlernens geklärt werden muss? Kleiner Tipp: Ein Europäer würde diese Frage - wenn überhaupt - erst nach Tagen stellen und der Antwort auch keine große Bedeutung beimessen. Ich schließe mich Tinas und Matthias wundervoller Tradition an und belohne jede richtige Antwort, die mich bis zum 16. November erreicht, mit einer Ansichtskarte aus Seoul!

Nach einem langen und aufregenden Tag trete ich schließlich am späten Abend den Rückweg nach Hause an. Die ersten Eindrücke waren gut, die Atmosphäre unter den Kollegen herzlich - so darf es gerne weitergehen! Es wird nur wenige Tage dauern, bis ich auch die ersten operativen Aufgaben übernehme und damit das lokale Team tatkräftig unterstütze.

Mittwoch, 7. November 2012

Gyeongbokgung

Meinen ersten Ausflug in die Seouler Innenstadt unternehme ich am folgenden Nachmittag, nachdem ich mich halbwegs auf dem (englischsprachigen) Metro-Plan orientiert und eine elektronisch aufladbare Nahverkehrskarte gekauft habe. Seoul Station muss ich die U-Bahnlinie wechseln und wie es der Zufall will, ist das der Hauptbahnhof. Die verschiedenen U-Bahnstationen liegen an den entgegengesetzten Enden des Bahnhofs und so habe ich das Vergnügen, mich einmal durch das komplette Gewühl zu schlagen. Soldaten, Geschäftsleute, Shoppingbegeisterte - selbst an einem Sonntag wie diesem ist hier einiges los. Auch wenn ich mehrmals glaube, den Weg zum anderen U-Bahn-Eingang verloren zu haben, findet sich doch immer wieder ein Schild mit dem markanten Metro-Symbol, so dass ich zu guter letzt doch meinem Tagesziel entgegenfahre.

Ich habe mir den Gyeongbokgung-Palast vorgenommen, den bedeutendsten der fünf ehemaligen Königspaläste in Seoul. Das Wetter ist passend dazu königlich, knapp 20 Grad und Sonnenschein. Im Eingangsbereich des Palasts werde ich mit einer kleinen Parade empfangen - es ist die Zeit des Wachwechsels. In bunten Gewändern gekleidete Wächter marschieren begleitet von Trommelwirbel über den Hof. Endlich mal eine standesgemäße Begrüßung! Ich kaufe mir eine Eintrittskarte und betrete den Palastbereich.


Montag, 5. November 2012

Das seltsame Leben des Analphabeten

Elementare Dinge, die einem sonst wie von selbst von der Hand gehen, werden in der neuen Umgebung plötzlich zur Herausforderung. Das merke ich schon nach den ersten Schritten, die ich vor die Tür meiner neuen Bleibe setze. Bargeld? Kein Problem, gibt es am Automaten bei der Bank gegenüber. Nur dass dieser fast ausschließlich mit koreanischen Dialogen aufwartet. Auch als ich mich nach einigen Versuchen erfolgreich durch die Menüs gehangelt habe, bleibt das Geldausgabefach leer. Angeblich ist meine PIN falsch, so die profane Fehlermeldung. Nach zwei Versuchen je Kreditkarte breche ich ab, um nicht gleich am ersten Automaten meine Karten loszuwerden. Auch bei einer zweiten Bank habe ich kein Glück. Am dritten Automaten dann endlich das Erfolgserlebnis: die ersten 100.000 koreanischen Won! Das erste Problem wäre damit gelöst.

Bleibt das Essen. Der Nachmittag ist vorangeschritten, es wird langsam dunkel. In der direkten Umgebung meiner Wohnung gibt es keinen Supermarkt, soviel habe ich bereits in Erfahrung gebracht. Die 7/11-Märkte, die es an jeder Ecke gibt, bieten nur Convenience Food, Getränke und Süßigkeiten. Der nächste Supermarkt, so wird mir glaubhaft versichert, liegt im World Cup Stadium. Auf dem U-Bahn-Plan meines Reiseführers ist unschwer zu erkennen, dass dies nur eine U-Bahn-Station entfernt ist - allerdings müsste ich mich dafür erstmal zur nächsten Station durchschlagen, die nicht gerade um die Ecke gelegen ist. Ich wähle den einfacheren Weg, winke mir ein Taxi heran und wiederhole für den Taxifahrer mehrmals mit verschiedenen Betonungen "World Cup Stadium", bis wir uns einig sind, wo es hingehen soll. Keine drei Minuten später bin ich da, auch fußläufig ist der Weg gut zu bewältigen. Der Supermarkt liegt, wie ich feststelle, zusammen mit einem Einkaufszentrum direkt in dem Stadion, in dem 2002 die deutsche Fußballnationalmannschaft Südkorea im WM-Halbfinale mit 1:0 geschlagen hat. Die meisten Südkoreaner können auch deshalb die Namen Oliver Kahn und Michael Ballack richtig zuordnen.

Mein Interesse gilt aber zunächst vor allem dem Supermarkt, in dem ich nach mehreren Runden auch die wesentlichen Dinge eingesammelt habe, um die nächsten Tage halbwegs zu überstehen. Dabei geht es mir beim Betrachten der Regale genauso wie vorher beim Versuch, Busfahrpläne, Straßenschilder oder Stadtpläne zu lesen: Des Koreanischen nicht mächtig verstehe ich nichts, kann wegen der Schriftzeichen nicht einmal die Buchstaben und Silben entziffern. Im besten Fall helfen noch die Abbildungen auf den Lebensmitteln, der Rest muss unter Zuhilfenahme des Instinkts funktionieren. Am Ende glücklich, zumindest die wichtigsten Lebensmittel bekommen zu haben, mache ich mich zu Fuß auf den Rückweg nach Hause. Thema zwei abgehakt.

Sonntag, 4. November 2012

Jede noch so lange Reise...

...beginnt mit einem ersten Schritt. Am 19. Oktober ist das Visum im Pass, sind alle Taschen gepackt, die Abschiedsfeierlichkeiten beendet - auf in den Fernen Osten! Mit kurzem Zwischenstopp in Helsinki fliege ich ins mehr als 8000 km entfernte Seoul. Der Flug ist überraschend kurz: es reicht für "To Rome with Love" aus dem Bord-Unterhaltungsprogramm, das Abendessen, ein zweistündiges Nickerchen und ein Frühstück. Es ist morgens 8 Uhr Ortzeit, als das Flugzeug auf koreanischem Boden aufsetzt. In Deutschland ist es gerade 1 Uhr nachts und höchste Zeit, um ins Bett zu gehen.

Ich schlürfe aus der Maschine in Richtung Passkontrolle. An den Schaltern hat sich bereits eine nicht enden wollende Schlange gebildet. Ein bisschen Geduld braucht es schon, bevor ich meine Fingerabdrücke abliefern darf und den Stempel im Pass bekomme. Nun noch flink das bereits fleißig im Kreis fahrende Gepäck eingesammelt und dem Ausgang entgegen! Dort wartet mein Fahrer auf mich, der allen Ankömmlingen ein Schild mit meinem Namen entgegenhält. Auch wenn er keinen Brocken Englisch spricht und sich die Kommunikation deshalb in einem engen Rahmen hält, kommen wir gut mit einander aus. Entspannt fahren wir dem vorläufigen Ziel entgegen, meiner Wohnung. Dort noch ein paar in koreanischer Sprache gehaltene Verträge und Papiere untschrieben und schon stehe ich in meinem eigenen Reich für die kommenden sechs Monate. Ich habe erstmal nur einen Blick für das Bett, in dem ich mich für die nächsten sechs Stunden verkrieche und alles andere um mich herum vergesse.