Dienstag, 26. Februar 2013

Gonjiam bei Nacht: Wieder auf der Piste

Das koreanische Leben ist intensiv und Zeit ist knapp. Die Skigebiete in der Umgebung Seouls öffnen deshalb bereits morgens um 7 Uhr und schließen erst einundzwanzig Stunden später, nämlich um 4 Uhr morgens. Wer Lust und Zeit hat, kann also fast die ganze Nacht hindurch auf Skiern oder auf dem Snowboard die von riesigen Scheinwerfern beleuchteten Pisten unsicher machen. Das bringt nicht nur ein bisschen Bewegung in den Winteralltag, es erlaubt auch, die langen Liftwartezeiten an den Wochenenden zu umgehen.

Zusammen mit Rolf fuhr ich also an einem Abend nach getaner Arbeit ins eine Stunde entfernte Gonjiam. Es war ein kalter Winterabend und wir hatten gut daran getan, unsere warmen Skisachen mitzubringen. Wir statteten uns mit der notwendigen Leihausrüstung aus und starteten dann auf die lichtüberfluteten Pisten, die kurz zuvor frisch präpariert worden waren und beste Schneebedingungen boten. Tatsächlich waren an diesem Abend nur sehr wenige Skifahrer und Boarder unterwegs, so dass es ein Genuss war, ins Tal zu wedeln. Mit den ungewohnten Lichtverhältnissen kamen wir schnell zurecht, die Koreaner hatten beim Ausleuchten ganze Arbeit geleistet – der Unterschied zu einer Fahrt bei Sonnenschein war marginal.

Montag, 25. Februar 2013

The Berlin File

Seit einigen Wochen läuft in Seouls Kinos ein koreanischer Film namens 베를린(in lateinischen Buchstaben BERLIN, im offiziellen englischen Titel „The Berlin File“), der gewaltig Furore macht. Mit bekannten südkoreanischen Schauspielern ausgezeichnet besetzt und in Berlin gedreht, gehört die Produktion zu den teuersten koreanischen Filmen überhaupt.

Erzählt wird die Geschichte von zwei Agenten, einem aus Nord- und einem aus Südkorea, die in Berlin stationiert sind. Ein fingierter Waffenhandel zwischen Nordkorea und Russland scheitert durch einen Schusswechsel, kurz bevor der Abschluss zustande kommt. Andere Geheimdienste, die die Verhandlungen beobachtet haben, sind schockiert und auch dem überraschten nordkoreanischen Agenten, der sich in der Nähe des Verhandlungsorts aufhielt, bleibt nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Nordkorea nimmt den Zwischenfall zum Anlass, seine Auslandsvertretung in Berlin unter die Lupe zu nehmen - und schnell stellt sich heraus, dass es offensichtlich ein Informationsleck gibt. Sowohl der nordkoreanische Botschafter als auch die Frau des Agenten, die für staatliche Organisationen als Dolmetscherin arbeitet, geraten unter Verdacht. Schon bald tauchen in Berlin weitere entsandte Spitzel auf, die vermuten lassen, dass auch der Agent selbst ins Visier der nordkoreanischen Elite geraten ist. Von der eigenen Unschuld und den guten Absichten der Vorgesetzten überzeugt, flieht er zusammen mit seiner Frau quer durch Berlin, um Beweise für die eigene Unschuld zu liefern. Es wird geschossen und geprügelt, bis es letztlich zum großen Finale kommt, in dem nicht nur die Nordkoreaner, sondern auch der Mossad und die Südkoreaner mitmischen.

Donnerstag, 21. Februar 2013

National Gugak Center

Auch wenn das chinesische Neujahr ein Fest ist, das hauptsächlich in der Familie gefeiert wird, so wird es doch auch als Anlass für einige öffentliche Veranstaltungen genommen. Das National Gugak Center ist eine Institution, die es sich zum Ziel gemacht hat, traditionelle koreanische Musik zu erhalten und zu fördern. Zum chinesischen Neujahr gab es eine Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel „Feiern wir das Neue Jahr“ lief. Ich hatte mit SunYoungs Hilfe eine Eintrittskarte ergattert, nachdem ich am Vortag im leeren Skigebiet unterwegs gewesen war.


Vorstellung im National Gugak Center

Montag, 18. Februar 2013

Phoenix Park

Auf den Tag mit strahlendem Sonnenschein folgte eine eiskalte Nacht. Als wir morgens ins Auto stiegen, zeigte das Thermometer -18°C an. Wir hatten uns entschlossen, unseren zweiten Tag in einem anderen Skigebiet zu verbringen, nämlich im etwa 50 km entfernten Phoenix Park, der 2018 Austragungsort der olympischen Freestyle-Ski- und der Snowboard-Wettbewerbe sein wird. Kurz nach acht rollten wir auf den Parkplatz, kauften unsere Tagestickets und liehen das notwendige Equipment aus. Wenige Minuten später schwebten wir mit der Gondelbahn hinauf zum höchsten Punkt des Skigebiets, dem Mont Blanc.


Abfahrt ins Glück

Sonntag, 17. Februar 2013

Dabei sein ist alles

In fünf Jahren wird die Welt zu Gast sein in Südkorea. Denn dann finden in Pyeongchang die Olympischen Winterspiele 2018 statt. Zweimal hatte sich der Wintersportort erfolglos für die Spiele beworben, bevor das Durchhaltevermögen letztlich belohnt wurde. Grund genug für mich, eine Reise in den Osten Koreas zu unternehmen und die Skigebiete um Pyeongchang auf eigene Faust zu erkunden. Zusammen mit DongHyun startete ich deshalb am frühen Morgen des vergangenen Freitags ins 200 km entfernte Skisportzentrum Koreas.

Für den ersten Tag unseres Ausflugs hatten wir uns das Skigebiet von Yongpyeong ausgesucht, das älteste Skigebiet Koreas. In den 70er Jahren eröffnet, zählt es auch heute noch zu den beliebtesten Ausflugszielen von Skifahrern und Snowboardern. Verkehrslage und Wetter waren uns gut gesinnt und so standen wir drei Stunden, nachdem wir von Seoul aus gestartet waren, bei strahlendem Sonnenschein auf der Piste. Für DongHyun war es nach fünf Jahren Abstinenz vom Snowboarden eine Rückkehr auf bekanntes Terrain. Mit der Gondelbahn fuhren wir zunächst auf den höchstgelegenen Punkt des Skigebiets, den Dragon Peak (1.485 m), um festzustellen, dass es dort fast ausschließlich Pisten des höchsten Schwierigkeitsgrades gibt. DongHyun war nicht so recht überzeugt, dass das für ihn der richtige Wiedereinstieg wäre und fuhr über die einfache Talabfahrt direkt zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ich ließ es mir nicht nehmen, zumindest eine Abfahrt auf der Rückseite des Berges zu machen. Die Pisten stellten sich als durchaus steil und eisig heraus, was für mich als Skifahrer kein Problem darstellte, für meinen boardenden Begleiter allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen gewesen wäre. Zusammen mit einigen anderen Skifahrern jagte ich also bei schönstem Sonnenschein der Talstation des Sessellifts entgegen, um von dort wieder hinauf auf den Dragon Peak zu fahren und anschließend DongHyun ins Tal zu folgen.


Abfahrt vom Dragon Peak - Nichts für schwache Nerven, aber ein tolles Panorama

Montag, 11. Februar 2013

Konjiam – Dem Himmel so nah

Der Skiausflug nach Jisan sollte nur der Anfang sein. An diesem Wochenende stand mit dem chinesischen Neujahrsfest einer der bedeutendsten Feiertage in Korea auf dem Programm, von der Bedeutung her zu vergleichen mit dem Weihnachtsfest in Europa. Familien kommen zusam¬men und genießen ein paar gemeinsame Tage bei gutem Essen und in vertrauter Runde. Halb Korea ist deshalb vor den Feiertagen auf den Beinen, um in die Heimat zu fahren – und zum Neujahrsfest selbst ist es in Seoul ungewöhnlich leer und ruhig. Sogar die Geschäfte schließen für einige Stunden. Da ich wusste, dass nur wenige Koreaner aus dem Haus gehen würden, setzte ich mich also frühmorgens ins Auto und fuhr ins eine Stunde entfernte Konjiam, in ein Ski Resort, das erst vor wenigen Jahren eröffnet worden ist. Einer meiner Kollegen, DongHyun, hatte mir dieses Skigebiet empfohlen.

In den Bergen angekommen erwartete mich dieses Mal keine Rabattkarte. Die Liftpreise und die Ausrüstung waren wesentlich teurer als noch in Jisan, für sechs Stunden Spaß im Schnee musste ich 100.000 Won, umgerechnet etwa 70 Euro, berappen. Dafür war schon der Check-in hinsichtlich des Ablaufs perfekt ausgetüftelt, es dauerte keine drei Minuten und ich stand in voller Montur im Schnee, zog meinen Skipass am Lesegerät vorbei und trat durch das Drehkreuz auf die Piste.

Sonntag, 10. Februar 2013

Skisaison eröffnet

Die Umgebung von Seoul ist von Bergen geprägt und da ich aus eigener Erfahrung berichten kann, dass der Winter hier mit Kälte und viel Schnee verbunden ist, können die nächsten Skigebiete nicht weit sein. Für alle, die im Südosten der Stadt wohnen, liegen die nächsten Pisten nur 30 km oder etwa eine halbe Autostunde entfernt. Für mich ist es etwas weiter, da ich im Nordwesten wohne, aber bei guten Verkehrsbedingungen kann auch ich die Resorts in etwa eineinhalb Stunden erreichen.

Am vergangenen Dienstag habe ich mich also auf den Weg gemacht, ein erstes Skigebiet zu erkunden, das mir von HyunYoung empfohlen worden war: Jisan (지산). Nachdem ich mich erfolgreich durch den morgendlichen Berufsverkehr in Seoul gequält hatte, stellte ich mein Auto auf dem großen leeren Parkplatz ab und ging zu den Kassen hinüber, wo ich direkt eine „Happy Card“ verpasst bekam, die mir sowohl auf Liftpreise als auch auf Materialausleihe einen satten Rabatt von mehr als 30% bescherte. Für die Tageskarte inklusive Ausrüstung bezahlte ich so nur 60.000 Won, umgerechnet etwa 40 Euro. Ich schlüpfte in die Skischuhe und stiefelte zur Piste, wo ich die Ski anschnallte und direkt die erste Bergfahrt in Angriff nahm. Die fünf Lifte des kleinen Resorts sind allesamt Sessellifte für vier bis sechs Personen, die Skifahrer und Snowboarder an verschiedene Startpunkte auf dem gleichen Berghang bringen.


Das kleine, direkt vor den Toren Seouls gelegene Skigebiet Jisan

Samstag, 9. Februar 2013

Ganghwa-do, die Zweite

Im November hatte ich der vor der Mündung des Han-Flusses gelegenen Insel Ganghwa einen ersten Besuch abgestattet und war auf meiner Erkundungstour entlang der Südküste auf unzählige Festungen und einen Strand gestoßen. Bei winterlichen Temperaturen machte ich mich am vergangenen Sonntag erneut dorthin auf, um jene Ecken zu besuchen, in die ich es beim ersten Mal nicht geschafft hatte.

Die Bewölkung und die Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes ließen mich hoffen, dass die Insel wenig besucht sein würde – und so kam es auch. Nachdem ich nach einer Stunde Fahrt die Brücke überquert hatte, die Festland und Insel verbindet, lagen verlassene Landstraßen vor mir. Mein erstes Ziel des Tages waren einige Überreste der Besiedlung der Insel in der Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren. Zu bestaunen sind vor allem die Grabanlagen aus der damaligen Zeit, die von der UNESCO augrund ihrer einmalig hohen Anzahl und Dichte zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Auf Ganghwa finden sich heute über die Insel verstreut noch einige Dutzend dieser Hünengräber, die aus gewaltigen, übereinander geschichteten Steinbrocken bestehen. An der bedeutendsten Stätte wurde ein kleiner Museumspark errichtet, der neben einem historischen Museum auch Nachbauten von Hütten aus der Bronzezeit umfasst. Über dieses Gelände schlenderte ich nach meiner Ankunft, während mir ein kalter Wind ins Gesicht blies. Im eisigen Winter in einer der gezeigten Strohhütten hausen zu müssen, war sicherlich sehr unangenehm. Die Überreste des Hünengrabs hingegen ließen mich das Winterwetter vergessen – zu gewaltig die Ausmaße, zu unvorstellbar die Leistung, die tonnenschweren Gesteinsbrocken an diesen Ort zu schaffen und aufzurichten.

Dienstag, 5. Februar 2013

Doppelter Toeloop

Schlittschuhfahren gehört zu den Sportarten, die sich in Korea größter Beliebtheit erfreuen und eine lange Tradition aufweisen können. Angesichts der kalten Winter hier überrascht das wenig. Von kleinen Eisflächen auf Plätzen bis hin zu riesigen Hallen mit Eisbahnen gibt es hier alles. Ich habe in der vergangenen Woche erst einmal klein angefangen – auf der Schlittschuhbahn direkt vor dem Rathaus. Jeden Winter wird dort eine kleine Eisfläche hingezaubert, auf der sich am Wochenende halb Seoul versammelt. Wobei einschränkend zu erwähnen ist, dass nur Zutritt bekommt, wer eine der hoch begehrten Eintrittskarten ergattern konnte.


Schlittschuhlaufen vor Seouls Rathaus bei Tageslicht

Samstag, 2. Februar 2013

K2 Climbing Center

Gesucht, gefunden. Die Suche nach einem Kletterpartner für eine der großen Kletterhallen gestaltete sich schwierig, war aber letztlich erfolgreich. Zusammen mit SungRan, einer Freundin von SunYoung, zog ich am vergangenen Samstag zum K2 Climbing Center, im Südosten der Stadt, in der Nähe der Konkuk-Universität gelegen. Das Center hat den Ruf, die beste Kletterhalle Seouls zu sein – gleichzeitig allerdings auch die teuerste. Die meisten kleinen Kletterhallen verlangen 10.000 bis 15.000 Won Eintritt, im K2 Climbing Center sind hingegen 30.000 Won (also etwa 20 Euro) fällig.

Für diesen Preis bekommt man hinsichtlich der Kletterwände ein Niveau geboten, das mit denen in deutschen Kletterhallen vergleichbar ist. Es gibt eine große Halle, die mit einer Höhe von 12 Metern sowohl Vorstiegs- als auch Toprope-Routen bietet, wobei erstere deutlich in der Überzahl sind. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt gehoben, für Anfänger gibt es nur wenige Routen. Ich kletterte eine Route im Vorstieg und mehrere im Toprope und genoss es, nach mehreren Wochen Kletterpause wieder einmal Höhenluft zu schnuppern. Besonders beeindruckend war es, einigen Profikletterern zuzuschauen, die sich in Routen an der Decke wagten. Es handelte sich nicht - wie sonst in Kletterhallen anzutreffen - um einen Überhang, stattdessen ging die Wand im zweiten Teil der Route direkt in die waagerechte Decke über. Unglaublich, wie einer der Kletterer dort oben in Seelenruhe sein Seil in die Expresskarabiner einhängte und kreuz und quer über die Decke huschte. Als gäbe es keine Erdanziehungskraft, wirklich beeindruckend! Wer selbst einmal einem Überhang geklettert hat, wird nachvollziehen können, weshalb mir beim Zusehen der Mund offen stehen blieb.


Vorstiegsrouten im K2 Climbing Center - Kein Zuckerschlecken!