Montag, 25. Februar 2013

The Berlin File

Seit einigen Wochen läuft in Seouls Kinos ein koreanischer Film namens 베를린(in lateinischen Buchstaben BERLIN, im offiziellen englischen Titel „The Berlin File“), der gewaltig Furore macht. Mit bekannten südkoreanischen Schauspielern ausgezeichnet besetzt und in Berlin gedreht, gehört die Produktion zu den teuersten koreanischen Filmen überhaupt.

Erzählt wird die Geschichte von zwei Agenten, einem aus Nord- und einem aus Südkorea, die in Berlin stationiert sind. Ein fingierter Waffenhandel zwischen Nordkorea und Russland scheitert durch einen Schusswechsel, kurz bevor der Abschluss zustande kommt. Andere Geheimdienste, die die Verhandlungen beobachtet haben, sind schockiert und auch dem überraschten nordkoreanischen Agenten, der sich in der Nähe des Verhandlungsorts aufhielt, bleibt nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Nordkorea nimmt den Zwischenfall zum Anlass, seine Auslandsvertretung in Berlin unter die Lupe zu nehmen - und schnell stellt sich heraus, dass es offensichtlich ein Informationsleck gibt. Sowohl der nordkoreanische Botschafter als auch die Frau des Agenten, die für staatliche Organisationen als Dolmetscherin arbeitet, geraten unter Verdacht. Schon bald tauchen in Berlin weitere entsandte Spitzel auf, die vermuten lassen, dass auch der Agent selbst ins Visier der nordkoreanischen Elite geraten ist. Von der eigenen Unschuld und den guten Absichten der Vorgesetzten überzeugt, flieht er zusammen mit seiner Frau quer durch Berlin, um Beweise für die eigene Unschuld zu liefern. Es wird geschossen und geprügelt, bis es letztlich zum großen Finale kommt, in dem nicht nur die Nordkoreaner, sondern auch der Mossad und die Südkoreaner mitmischen.



Viele meiner Kollegen hatten sich den Film angesehen oder planten den Besuch und so machte auch ich mich letzte Woche auf den Weg in eine Vorstellung. Um der teilweise sehr verwickelten Handlung halbwegs folgen zu können, wählte ich die Version mit englischen Untertiteln. Der Film, der nicht gerade sparsam mit Gewalt umging, stellte sich als gut inszenierter Action-Film heraus. Berlin spielte eine Nebenrolle und lieferte die Kulisse für die unzähligen Hetzjagden, Prügeleien und Schießereien. Eine Jagd über den Dächern von Unter den Linden, eine Observation am Pariser Platz, eine geheime Übergabe am Hackeschischen Markt – die Stadt war in vielen Facetten zu sehen. Für die koreanischen Zuschauer dürfte das angesichts der spannenden Handlung von untergeordneter Bedeutung gewesen sein. Ich jedenfalls fühlte mich zwei Stunden lang gut unterhalten und auch meinen Kollegen, die den Streifen bereits gesehen haben, waren begeistert. James Bond ist nichts dagegen.


In die deutschen Kinos wird es „The Berlin File“ sicherlich nicht in großem Umfang schaffen. Vielleicht ist der Film aber zumindest auf dem einen oder anderen kleinen Film-Festival oder in Programm-Kinos zu sehen. Verdient hätte er es.

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