Sonntag, 17. Februar 2013

Dabei sein ist alles

In fünf Jahren wird die Welt zu Gast sein in Südkorea. Denn dann finden in Pyeongchang die Olympischen Winterspiele 2018 statt. Zweimal hatte sich der Wintersportort erfolglos für die Spiele beworben, bevor das Durchhaltevermögen letztlich belohnt wurde. Grund genug für mich, eine Reise in den Osten Koreas zu unternehmen und die Skigebiete um Pyeongchang auf eigene Faust zu erkunden. Zusammen mit DongHyun startete ich deshalb am frühen Morgen des vergangenen Freitags ins 200 km entfernte Skisportzentrum Koreas.

Für den ersten Tag unseres Ausflugs hatten wir uns das Skigebiet von Yongpyeong ausgesucht, das älteste Skigebiet Koreas. In den 70er Jahren eröffnet, zählt es auch heute noch zu den beliebtesten Ausflugszielen von Skifahrern und Snowboardern. Verkehrslage und Wetter waren uns gut gesinnt und so standen wir drei Stunden, nachdem wir von Seoul aus gestartet waren, bei strahlendem Sonnenschein auf der Piste. Für DongHyun war es nach fünf Jahren Abstinenz vom Snowboarden eine Rückkehr auf bekanntes Terrain. Mit der Gondelbahn fuhren wir zunächst auf den höchstgelegenen Punkt des Skigebiets, den Dragon Peak (1.485 m), um festzustellen, dass es dort fast ausschließlich Pisten des höchsten Schwierigkeitsgrades gibt. DongHyun war nicht so recht überzeugt, dass das für ihn der richtige Wiedereinstieg wäre und fuhr über die einfache Talabfahrt direkt zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ich ließ es mir nicht nehmen, zumindest eine Abfahrt auf der Rückseite des Berges zu machen. Die Pisten stellten sich als durchaus steil und eisig heraus, was für mich als Skifahrer kein Problem darstellte, für meinen boardenden Begleiter allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen gewesen wäre. Zusammen mit einigen anderen Skifahrern jagte ich also bei schönstem Sonnenschein der Talstation des Sessellifts entgegen, um von dort wieder hinauf auf den Dragon Peak zu fahren und anschließend DongHyun ins Tal zu folgen.


Abfahrt vom Dragon Peak - Nichts für schwache Nerven, aber ein tolles Panorama


Bergstation Dragon Peak


Das Starthäuschen auf der Abfahrt - von hier an gehts steil abwärts!


Der zweite Teil des Skigebiets bedeckt die Hänge des nächstgelegenen Gipfels und dorthin führte uns nun unsere Fahrt. Die Pisten waren hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads etwas gemäßigter, so dass auch mein Begleiter auf seine Kosten kam. Einige steile Abschnitte mussten allerdings auf jeder Piste bewältigt werden, was dazu führte, dass sich DongHyun schon bald erschöpft eine ausgedehnte Mittagspause gönnte. Ich probierte nacheinander die verschiedenen Routen aus, die zurück zum Lift führten und hatte schnell meine Lieblingsstrecke ausgemacht, die für die verbleibenden Abfahrten bis zum Mittag mein Revier sein sollte.


Abfahrt vom zweiten Gipfel des Skigebiets


Hier werden Sie geholfen


Im Hintergrund zeichnet sich die olympische Skisprungschanze von Alpensia ab


Mittagspause für DongHyun

Nach einer heißen Suppe starteten wir in den Nachmittag, für den wir eine weitere Fahrt auf den Dragon Peak geplant hatten. Nachdem ich am Morgen nur eine der Pisten ausprobiert hatte, standen nun auch die verbleibenden Varianten auf dem Programm. Das Wetter war immer noch ausgezeichnet und die Fernsicht war im Laufe des Tages sogar noch etwas besser geworden. Ein ums andere Mal stürzte ich mich die vereisten schwarzen Pisten hinunter und hielt hier und dort an, um das herrliche Panorama und den strahlenden Sonnenschein zu genießen. Um kurz vor vier folgte ich schließlich DongHyun auf der Talabfahrt. Wir trafen uns im Tal, wo wir zusammen noch einige Runden auf dem Übungshang drehten, bevor auch die letzten Sonnenstrahlen verschwunden waren und es schlagartig kalt wurde.


Die koreanische Bergwelt im Blick


Sessellift zum Dragon Peak. Die schwarzen Pisten sind wenig besucht.


Kahle Bäume in Gipfelnähe zeugen vom häufig wehenden Wind



Meine Leih-Ski für den heutigen Tag: Salomon


Talabfahrt

Wir rollten mit dem Auto zu unserem Condominium hinüber, eine Ferienwohnung, die uns als Unterschlupf für die Nacht dienen sollte. Eine kleine Generalüberholung würde der Unterkunft bis zu den Winterspielen sicherlich gut tun, da am Inventar doch die eine oder andere Gebrauchsspur zu erkennen war. Wir gönnten uns eine Dusche und fuhren hinunter in den Ort, um in einem traditionellen Restaurants eine der Spezialitäten der Region zu probieren: Gebratene Stücken Schweinefleisch und Tintenfisch, scharf gewürzt und serviert mit verschiedenen Kimchi-Sorten. Sehr delikat – und mit etwa 5 Euro pro Person auch ausgesprochen günstig. Zurück in unserer Bleibe rollten wir bald in koreanischem Stil unsere Matratzen auf dem Boden aus und schliefen nach einem langen und erlebnisreichen Tag sofort ein.


Unser Abendessen

Insgesamt hinterließ Pyeongchang bei mir einen gemischten Eindruck. Die Pisten machten sehr viel Spaß, sind aber für Skianfänger oder Snowboarder nicht so recht geeignet. Zu steil, zu vereist. Bis 2018, wenn hier die olympischen Wettbewerbe im Riesenslalom und Slalom ausgetragen werden, sollte außerdem sowohl an den Unterkünften als auch an der Infrastruktur des Skigebietes noch etwas poliert werden - die Zeit hat doch an einigen Ecken des ältesten Skigebiets Koreas merklich genagt.

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