Montag, 11. Februar 2013

Konjiam – Dem Himmel so nah

Der Skiausflug nach Jisan sollte nur der Anfang sein. An diesem Wochenende stand mit dem chinesischen Neujahrsfest einer der bedeutendsten Feiertage in Korea auf dem Programm, von der Bedeutung her zu vergleichen mit dem Weihnachtsfest in Europa. Familien kommen zusam¬men und genießen ein paar gemeinsame Tage bei gutem Essen und in vertrauter Runde. Halb Korea ist deshalb vor den Feiertagen auf den Beinen, um in die Heimat zu fahren – und zum Neujahrsfest selbst ist es in Seoul ungewöhnlich leer und ruhig. Sogar die Geschäfte schließen für einige Stunden. Da ich wusste, dass nur wenige Koreaner aus dem Haus gehen würden, setzte ich mich also frühmorgens ins Auto und fuhr ins eine Stunde entfernte Konjiam, in ein Ski Resort, das erst vor wenigen Jahren eröffnet worden ist. Einer meiner Kollegen, DongHyun, hatte mir dieses Skigebiet empfohlen.

In den Bergen angekommen erwartete mich dieses Mal keine Rabattkarte. Die Liftpreise und die Ausrüstung waren wesentlich teurer als noch in Jisan, für sechs Stunden Spaß im Schnee musste ich 100.000 Won, umgerechnet etwa 70 Euro, berappen. Dafür war schon der Check-in hinsichtlich des Ablaufs perfekt ausgetüftelt, es dauerte keine drei Minuten und ich stand in voller Montur im Schnee, zog meinen Skipass am Lesegerät vorbei und trat durch das Drehkreuz auf die Piste.


Ich hatte erwartet, dass es leer sein würde, aber dass es so leer ist – das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht geglaubt. Abgesehen von ein paar Versprengten war eigentlich fast niemand im Skigebiet unterwegs. Die Pisten waren fantastisch präpariert, herrlich in die Landschaft eingefügt – und leer! Der Schnee war griffig; verharschte oder vereiste Passagen gab es auf den Pisten nicht. Ein paar morgendliche Wolken hingen noch im oberen Teil des Hangs, aber mit dem Fortschreiten des Vormittags setzte sich immer mehr die Sonne durch. Es wurde ein perfekter Tag zum Skifahren.


Die Pisten am Morgen - Einfach paradiesisch!


Könner unterwegs


Blick ins Tal


Auch er genießt die perfekten Pisten

Voller Vorfreude startete ich auf die ersten Abfahrten, um das Skigebiet mit all seinen Feinheiten kennenzulernen und zu genießen. Die Freude, die ich dabei verspürte, lässt sich schwer in Worte fassen – ein Glücksgefühl breitete sich im gesamten Körper aus. Ein ums andere Mal bestieg ich den 6er Sessellift, um mich wenige Minuten später am oberen Hangende wiederzufinden. Dann musste noch kurz ein Entschluss gefasst werden, welche Piste in welcher Variante es sein sollte und schon ging es hinab ins Tal, kleine oder größere Schwünge ziehend, bei perfekten Schneeverhältnissen.


Eine Konjiam-Abfahrt zum Miterleben

Sowohl an der Leere des Skigebietes als auch am Zustand der Pisten änderte sich den gesamten Tag über nichts. Nur das Wetter wurde noch besser. Das Publikum wechselte etwas: Während morgens noch viele eingefleischte Wintersportler ihre eleganten Spuren im Schnee hinterließen, waren am Nachmittag wesentlich mehr Anfänger unterwegs. Das allerdings trübte den Spaß keineswegs. Kurz vor der Mittagspause traf ich auf der Piste sogar auf ein deutsches, in Seoul lebendes Pärchen, das mit seinen zwei Kindern einen Skitag in Konjiam verbrachte. Wir plauschten ein bisschen und tauschten Nummern aus – um in den nächsten Wochen vielleicht den einen oder anderen Skiausflug zusammen zu unternehmen.


Gonjiam, die nächstgelegene Stadt



Blick quer übers Skigebiet


Die breite einfache Piste - Platz für jeden

Um kurz vor drei, nach sechs Stunden auf der Piste, schnallte ich schließlich meine Skier ab, gab sie der freundlich lächelnden Dame bei der Materialausleihe zurück und machte mich mit einem Dauergrinsen auf den Rückweg nach Seoul. Der Feiertagsverkehr, der die 60 km Autofahrt zu einer dreistündigen Geduldsprobe werden ließ, war da nur noch eine Randnotiz.


Auch Skifahrer sind hier gut dabei...


Abfahrt ins Glück



Eine Blechlawine schiebt sich durch Seoul - Wo sind die Mobilitätskonzepte der Zukunft?

2 Kommentare:

  1. Da kann man nur neidisch werden. Vielleicht sollten wir unseren nächsten Winterurlaub dort verbringen?? Gruß C.

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  2. Hehe, wer Abwechslung sucht, ist in den europäischen Alpen sicherlich besser aufgehoben - schließlich ist man als Skifahrer doch ganz schön verwöhnt, was die Vielfalt der Pisten angeht. Gonjiam ist eher klein - aber zumindest für einen Tagesausflug allemal geeignet :)

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