Donnerstag, 20. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Neun Wochen in Korea sind vorüber. Und viele weitere werden folgen. Doch bevor es soweit ist, mache ich mich auf den Weg nach Europa und tausche Bulgogi und Nudelsuppe gegen Festtagsbraten. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Euch Weihnachten zu feiern und das Neue Jahr zu begrüßen! Allen, die ich vorher nicht mehr sehe, wünsche ich schon jetzt ein frohes Weihnachtsfest und ein paar besinnliche Stunden. Auf nach 2013!


Weihnachtsfeier mit der ganzen CAO-Mannschaft

Koreanische Spezialitäten

Die koreanische Küche bietet eine riesige Auswahl ausgezeichneter traditioneller Gerichte - der europäische Gaumen muss sich allerdings ganz schön umgewöhnen. Ein Besuch im Restaurant ist deshalb auch immer ein kleines Abenteuer, wobei ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht habe. Alles, was mir von meinen Begleitern empfohlen wurde, stellte sich tatsächlich als ausgezeichnet heraus. Der koreanische Gaumen liebt Abwechslung und die volle Bandbreite an Geschacksrichtungen. Sauer, süß, bitter, salzig, umami - das Essen spricht alle Sinne an. Es gibt scharfes und mildes Essen, aber eines gilt immer: es schmeckt vorzüglich. Hungern muss also niemand in Südkorea. Im Gegenteil, das gute Essen in Kombination mit der Büroarbeit erfordert viel Ausgleich in Form von Sport. Ansonsten ist es schnell vorbei mit der Bikinifigur.

Ich habe auf meinen Streifzügen durch Restaurants einige Schnappschüsse gemacht, die ich mit Euch teilen möchte. Ich denke, es handelt sich um eine durchaus repräsentative Auswahl; viele populäre Gerichte finden sich wieder. Alle Leckermäuler sollten aufpassen, dass sie nicht anfangen, die Tastatur zu vollzusabbern. Ein Besuch im nächsten koreanischen Restaurant schafft Abhilfe!


Bibimbap mit Mini-Oktopussen - grandios!


Korea international: Eine vietnamesische Nudelsuppe

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Hwaseong

In der Umgebung Seouls finden sich einige Stätten, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden sind. Eine weitere davon habe ich am vergangenen Wochenende besucht: Hwaseong, in der heutigen Stadt Suwon gelegen. Im späten 18. Jahrhundert zu Ehren eines verstorbenen König der Joseon-Dynastie erbaut und als Festungsring für die neue Hauptstadt geplant, erstreckt sich die Anlage heute auf mehr als 5 Kilometern inmitten von Suwon, knapp 50 km südlich von Seoul. Im Koreakrieg schwer beschädigt erstrahlt die Festung heute in neuem Glanz.

Markus und ich hatten uns erst am Nachmittag von Seoul aus gen Süden aufgemacht und so erlebten wir auf unserem Rundgang auf den Festungsmauern, wie sich die Nacht langsam über die Stadt und die 48 Wachtürme senkte. Illuminiert machte die gesamte Wehranlage erst recht einen majestätischen Eindruck. Auf und ab ging es auf dem Rundweg, vorbei an ehemaligen Katapultstellungen, Stadttoren und Beobachtungsposten. Um uns herum funkelte die beleuchtete Stadt, die sich heute sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern befindet. Wir ließen uns Zeit und genossen die entspannte Atmosphäre weit entfernt vom Seouler Großstadtrummel und Verkehrslärm. Was für eine grandiose Festung! So ein langer Spaziergang machte allerdings müde und hungrig – bevor wir uns mit der Metro auf den Weg Richtung Seoul machten, legten wir also noch einen Stopp in einem lokalen Burger-Bistro ein. Es war spät, als wir schließlich wieder in der Hauptstadt eintrudelten.


Hwaseong - eine riesige Festungsanlage mitten in Suwon

Zeitreise in die Vergangenheit Seouls

Im Seouler Museum für Kunst gibt es derzeit eine Ausstellung mit Fotografien zu sehen, die die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 70 Jahren dokumentiert. Am vergangenen Wochenende besuchte ich also zusammen mit meiner Sprachlehrerin das Museum, um im Zeitraffer einen Blick auf die jüngere Vergangenheit Seouls zu werfen. Eines vorweg: Die Qualität und die Auswahl der Fotos waren exzellent. Zum einen gab es ausgezeichnete Fotoserien bekannter lokaler Fotografen, die damit nicht nur die unglaubliche Entwicklung der Stadt, sondern auch den rasanten eigenen Aufstieg zu Wohlstand zeigten. Zum anderen waren Seouls Bewohner im Vorfeld der Ausstellung aufgerufen, eigene Bilder aus Foto- und Familienalben einzureichen, was diese offensichtlich auch großzügig taten. Aus der Fülle der Einsendungen ausgewählte Fotos komplettierten die Ausstellung. Die Motive waren vielfältig: Bilder von spielenden Kindern, fotografierte Wohnungen und Wohnviertel, Fotografien von Familienausflügen, von Nachbarn beim Kimjang, der traditionellen Kimchi-Herstellung, von Arbeiten auf dem Feld.

Die Bilder dokumentierten eine unglaubliche Entwicklung: Anfang der 50er Jahre, während des Koreakriegs und direkt danach, bestand Seoul vor allem aus einstöckigen traditionellen Häusern, aus Bretterverschlägen und Wellblechhütten. Fließendes Wasser, Kanalisation und Strom waren in großen Teilen der Stadt Fehlanzeige. Aus den Bildern der folgenden Jahrzehnte ließ sich die sich anschließende rasante Entwicklung ablesen. In vielen Vierteln entstanden mehrstöckige Wohnblöcke, traditionelle Häuser wurden ausgebaut und aufgewertet, die Infrastruktur wurde erweitert. Nicht nur das Stadtbild änderte sich - auch der Wohlstand stieg stetig. Während Fotos aus den fünfziger Jahren Menschen in einfacher Baumwollkleidung zeigten, wie sie auf Märkten Chinakohl kauften oder verkauften, zeigten die Bilder der Folgejahre, dass das Modebewusstsein und die Qualität der Kleidung mit jedem Jahrzehnt zunahmen. Und neben dem Arbeiten und der Wohnumgebung waren auch Freizeitaktivitäten auf immer mehr Bildern zu sehen: neue Fahrräder und strahlende Gesichter, Urlauber am Strand, Ausflügler auf Booten und Schiffen. Fortschritt und Wohlstand hatten Einzug gehalten. Die letzten Bilder zeigten das heutige Seoul: riesige Wolkenkratzer mit Hubschrauberlandeplätzen, gigantische Verkehrsadern, Shoppingcenter. Eine unglaubliche Geschichte, die sich da vor den Augen der Besucher auftat.

Mit der wackligen Handy-Kamera habe ich ein paar der Eindrücke eher schlecht als recht eingefangen. Wer sich die Bilder im Vollformat anschauen möchte, muss einen Abstecher ins Seoul Museum of Art machen, wo die Ausstellung noch bis Ende Dezember zu sehen ist.


Die 50er Jahre: Ein Straßenmarkt mit Chinakohl

Tiergesundheit Ansan

Etwa 30 Kilometer südlich von Seoul liegt Ansan, eine Stadt, die zum Großraum der Hauptstadt gehört und etwa 700.000 Einwohner zählt. Das angeschlossene Industriegebiet zählt heute zu den beliebtesten Lagen, wenn es um Produktionsstandorte nahe Seoul geht. Am vergangenen Mittwoch hatte ich die Gelegenheit, bei einer Stippvisite unsere dortige Produktionsanlage für den Bereich Tiergesundheit kennenzulernen. Etwa 50 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt und sorgen für die Zubereitung, das Abfüllen und Verpacken der Produkte. Angeführt von einem Kollegen besichtigten wir die Räume, Instrumente und Anlagen für die einzelnen Produktionsschritte. Besonders beeindruckend waren die ausgefeilten Maßnahmen, mit denen die einzelnen Produktionsbereiche akribisch voneinander abgeschottet werden, um Verunreinigungen der Endprodukte zu verhindern. Je kritischer ein Prozessschritt, desto stärker sind die Qualitätssicherungsmaßnahmen, die sicherstellen, dass die Produkte am Ende die erforderliche Qualität aufweisen. Physisch abgetrennte Bereiche, Material- und Personenschleusen, unterschiedliche Luftdrücke, Luftfilter, ständige Messungen sowie Dokumentation von Prozessschritten und Ergebnissen sind hierfür nur einige Beispiele.

Samstag, 15. Dezember 2012

Kleine Sprachschule – Teil 1

Für viele Neuankömmlinge in Korea und auch für mich ist die koreanische Sprache die auffälligste und größte Hürde, die es zu überwinden gilt, um sich im südkoreanischen Alltag zurecht zu finden. Nach derzeitiger Meinung vieler Forscher ist Koreanisch aus einer Abspaltung von der Gruppe der makro-altaischen Sprachen hervorgegangen, woraus Ähnlichkeiten mit Mongolisch, Türkisch und Japanisch resultieren. Darüber hinaus war Korea über lange Zeit Einflüssen aus dem chinesischen und dem englischsprachigen Kulturraum ausgesetzt, was sich ebenfalls in der Sprache niederschlägt.

Den ersten Anknüpfpunkt beim Lernen der Sprache bildet das koreanische Alphabet, das auch als Hangeul bezeichnet wird. Es wurde von König Sejong, dem Großen Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden und löste die beim Schreiben und Lesen bis dahin übliche Verwendung von chinesischen Schriftzeichen ab. Hangeul kennt vierzehn einfache Konsonanten und zehn einfache Vokale, die in den folgenden Abbildungen gezeigt sind. Darüber hinaus gibt es einige Diphthonge, die letztlich die einfachen Buchstaben kombinieren und die ich der Einfachheit halber hier vorerst einmal außen vor lasse.

Konsonanten
Koreanische Konsonanten mit Bezeichnung und Transkription


Vokale
Koreanische Vokale mit Transkription

Montag, 10. Dezember 2012

Grenzerfahrungen

Vor fast 60 Jahren, am 27. Juli 1953, endete der Koreakrieg mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens. Es war ein Krieg, der mehr als drei Jahre andauerte, 940.000 Soldaten und drei Millionen Zivilisten das Leben kostete und die Teilung Koreas zementierte. Bis heute wurde kein Friedensvertrag geschlossen. Die damals festgelegte Demarkationslinie nahe des 38 Breitengrades bildet bis heute die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea.

Südkoreas Hauptstadt liegt nicht weit entfernt von der Grenze, nämlich etwa nur eine Stunde Autofahrt. Und so schloss ich mich am Samstag zusammen mit meinem Kollegen Markus einer geführten Tour an, um einige historische Stätten des Koreakrieges zu besuchen und einen Eindruck von der Situation an der heutigen Grenze zu gewinnen. Angeboten werden diese Touren von einigen wenigen einheimischen Veranstaltern, die Zeitplan und Ablauf genau vorgeben – viel Raum für individuelle Gestaltung bleibt nicht. Dafür hat man die Möglichkeit, die am stärksten militärisch abgesicherte Grenze der Welt zu besichtigen. Nord- und Südkorea haben Schätzungen zufolge zusammen fast 2 Millionen Mann unter Waffen.

Frühmorgens ging es los mit dem Bus, Richtung Nordwesten zunächst am Hangang entlang. Ziel war die vier Kilometer breite demilitarisierte Zone (DMZ), die sich südlich und nördlich der Demarkationslinie erstreckt und deren Einrichtung Bestandteil des Waffenstillstandsabkommens von 1953 war. Während der auf der südkoreanischen Seite gelegene Teil der DMZ von den Vereinten Nationen unter Führung der USA verwaltet wird, hat Nordkorea die Verwaltung des nördlichen Teils inne. Zur DMZ und ebenfalls zum vorgelagerten Bereich haben ausschließlich autorisierte Personen Zugang; wir hatten zu diesem Zweck schon mehrere Tage vor der Tour Kopien unserer Pässe abgeben und uns registrieren müssen. An einem Checkpoint hielt der Bus für eine kurze Kontrolle an. Zwischen einigen Grenzbarrieren hindurch fuhren wir dann in die DMZ, um zunächst eine der Hauptattraktionen anzusteuern: den dritten Invasionstunnel.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Noeul Park

Zu einer guten Wohnung gehört auch immer was? Na klar, eine brauchbare Laufstrecke - und genau eine solche beginnt nicht weit von meinem neuen Zuhause entfernt. Zwischen dem durch Seoul fließendem Hangang und der heutigen Digital Media City lag einst eine große Seouler Müllkippe, schließlich verursacht eine Metropole dieses Ausmaßes Unmengen an Müll. Bis vor einigen Jahren die Idee geboren wurde, diesen riesigen Müllberg mit einer Schicht aus Erde zu bedecken und den Hügel in einen Park zu verwandeln. Gesagt, getan. Und so erhebt sich unweit des World Cup Stadiums heute der Noeul Park in den Seouler Himmel - für mich das perfekte Laufrevier!

Hat man die letzten Häuser auf dem Weg zum Park hinter sich gelassen, beginnt der langsam ansteigend Pfad, der sich mit zwei Kehren zum Gipfelplateau hinaufschwingt, wo sich unter anderem ein kleiner Golfplatz befindet. Beim Rundweg über das Plateau kann man den atemberaubenden Blick über den weit unten liegenden Fluss schweifen lassen. In der Ferne zeichnen sich die Hochhäuser der Innenstadt gegen den Horizont ab. Nachdem man ausreichend Höhenluft geatmet hat, geht es auf einem anderen Weg wieder bergab. Je nach gewählter Route ist der Ausgangspunkt des Laufes nach 8 bis 10 km wieder erreicht - eine perfekte Distanz also, um auch bei winterlichen Temperaturen richtig warm zu werden und die Bewegung zu genießen. Das anspruchsvolle Höhenprofil sorgt dafür, dass auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommen muss.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

DMC Ville

Ich habe schon viel über die Orte geschrieben, die ich in den letzten Wochen besucht habe – aber wenig über meine Bleibe, die mir für gut fünf Monate Unterschlupf bietet: DMC Ville. Durch etwas Glück habe ich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in diesem von der Regierung betriebenen, erst drei Jahre alten Apartment-Block ergattern können. Glück deshalb, weil die Warteliste eigentlich recht lang ist, ich aber an der Liste vorbei kurzfristig eine Wohnung bekommen habe. Im Vergleich zu anderen Wohnungen in Seoul ist die Miete recht moderat und sowohl mit der Ausstattung als auch mit dem Service rundherum bin ich vollends zufrieden. Die Wohnung ist vollständig und sehr hübsch möbliert, verfügt über eine Fußbodenheizung (wie toll!) und ist ruhig gelegen. Dazu gibt es einmal pro Woche einen Reinigungsservice, ein englischsprachiger Concierge steht rund um die Uhr zur Verfügung und im Keller finden sich ein Schwimmbad mit Jacuzzi, ein Fitness-Center, ein Squash-Court und eine Sauna - alles zur freien Benutzung. Selbst wenn es draußen kalt und stürmisch ist, muss man auf ein Workout also keineswegs verzichten.
Es gibt also gute Gründe, weshalb die Warteliste so lang ist! Meine Nachbarn sind übrigens allesamt Zugereiste, vor allem Amerikaner, Inder, Araber. Es ist ganz offensichtlich, dass die koreanische Regierung mit der Wohnanlage nicht ganz uneigennützig handelt, wird es doch gut ausgebildeten Ausländern leicht gemacht, in Seoul Fuß zu fassen.


Mein Wohnzimmer, Dreh- und Angelpunkt allen Treibens

Sonntag, 2. Dezember 2012

Kimjang

Die kalte Jahreszeit mit pfeifenden kalten Ostwinden und die Abgelegenheit Koreas auf einer Halbinsel machten die Koreaner seit jeher erfindungsreich. Eine der Spezialitäten, die es in jedem koreanischen Restaurant in Deutschland gibt und die hier zu jeder Mahlzeit gereicht wird, ist Kimchi (oder Gimchi, in Abhängigkeit von der Romanisierung des koreanischen Wortes 김치). Dabei handelt es sich in der typischsten Form um fermentierten und mit Chili versetzten Chinakohl, der säuerlich und etwas scharf schmeckt. Ähnlichkeiten mit Sauerkraut sind nicht von der Hand zu weisen; auch die Herstellung dieser deutschen Spezialität basiert auf Fermentation und die Grundzutat ist mit Kohl ebenfalls dieselbe. Neben Chinakohl fermentieren die Koreaner auch andere Gemüsesorten wie Gurken, was letztlich eine Art Saure Gurke ergibt – für den deutschen Gaumen also auch nicht fremd.

Um eine abwechslungsreiche und vitaminreiche Ernährung auch im Winterhalbjahr sicherzustellen, wird Ende November, Anfang Dezember traditionell die Menge Kimchi hergestellt, die für die Wintermonate notwendig ist. Diese traditionelle Prozedur wird als Kimjang bezeichnet - und genau bei einer solchen durfte ich am vergangenen Freitag mitmachen.