Sonntag, 2. Dezember 2012

Kimjang

Die kalte Jahreszeit mit pfeifenden kalten Ostwinden und die Abgelegenheit Koreas auf einer Halbinsel machten die Koreaner seit jeher erfindungsreich. Eine der Spezialitäten, die es in jedem koreanischen Restaurant in Deutschland gibt und die hier zu jeder Mahlzeit gereicht wird, ist Kimchi (oder Gimchi, in Abhängigkeit von der Romanisierung des koreanischen Wortes 김치). Dabei handelt es sich in der typischsten Form um fermentierten und mit Chili versetzten Chinakohl, der säuerlich und etwas scharf schmeckt. Ähnlichkeiten mit Sauerkraut sind nicht von der Hand zu weisen; auch die Herstellung dieser deutschen Spezialität basiert auf Fermentation und die Grundzutat ist mit Kohl ebenfalls dieselbe. Neben Chinakohl fermentieren die Koreaner auch andere Gemüsesorten wie Gurken, was letztlich eine Art Saure Gurke ergibt – für den deutschen Gaumen also auch nicht fremd.

Um eine abwechslungsreiche und vitaminreiche Ernährung auch im Winterhalbjahr sicherzustellen, wird Ende November, Anfang Dezember traditionell die Menge Kimchi hergestellt, die für die Wintermonate notwendig ist. Diese traditionelle Prozedur wird als Kimjang bezeichnet - und genau bei einer solchen durfte ich am vergangenen Freitag mitmachen. Unsere Tochtergesellschaft wollte einer in der direkten Umgebung liegenden sozialen Hilfseinrichtung 100 Kisten Kimchi spenden, die an bedürftige Familien verteilt werden sollten. Die letzten Arbeitsschritte der Herstellung sollten durch Bayer-Mitarbeiter vorgenommen werden, um einerseits das Engagement jedes Einzelnen zu verdeutlichen und zum anderen den Mitarbeitern die Gelegenheit zu geben, Kimchi-Herstellung hautnah zu erleben.

Und so zogen denn morgens um kurz nach 9 Uhr etwa 50 Mitarbeiter hinüber in das Gebäude der Hilfseinrichtung, die vor allem ein Anlaufpunkt für ältere, allein lebende Menschen ist und Notbedürftige mit warmen Mahlzeiten und Fürsorge unterstützt. Der Leiter der Einrichtung sprach ebenso ein paar einleitende Worte wie der Geschäftsführer der koreanischen Bayer-Gesellschaft. Dann wurden die für die Kimchi-Herstellung notwendigen Schutzbekleidungen angelegt und Aufgaben verteilt. Um uns herum standen viele Dutzend Kisten, in denen Kohl und Chili-Paste lagen, vorbereitet für die weitere Verarbeitung. Unsere Aufgabe war es, diese Zutaten auf den vorbereiteten Tischen zu drapieren, wo die Kohlköpfe mit der Chili-Paste versehen werden sollten. Jedes Blatt des Chinakohls musste dafür angefasst und von beiden Seiten bestrichen werden – eine durchaus anstrengende und zeitraubende Tätigkeit.



Die Zutaten für unser Kimjang: Chinakohl und Chilipaste


Letzte Vorbereitungen und Absprachen


Dann geht es los - alle Kohlköpfe werden Blatt für Blatt mit der Paste bestrichen.


Die fertigen Kohlköpfe wurden schließlich in einer Kunststofftüte platziert und in einer Styropor-Kiste verstaut. Der zu diesem Zeitpunkt noch frische Kimchi reift dann dort – entweder traditionell im kühlen Boden oder modern in einem speziellen Kühlschrank gelagert – in wenigen Tagen heran. Genossen werden kann er sowohl frisch als auch nach mehreren Monaten; geschmacklich nimmt die Intensität mit längerer Lagerdauer zu. Es dauerte in etwa eine Stunde, bevor wir die Batterie der Styroporkisten gefüllt hatten – und gleichzeitig von oben bis unten mit Chili-Paste beschmiert waren. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein gemeinsames Mittagessen, natürlich – wie es sich gehört – mit frischem Kimchi und allerlei anderen Leckereien. Nicht nur für mich war es eine interessante Erfahrung, bei der Kimchi-Herstellung mitzumachen; auch viele Mitarbeiter probierten sich zum ersten Mal. Wobei wir natürlich nur mit den letzten Arbeitsschritten betraut waren. Das Geheimnis des guten Geschmacks liegt schließlich vor allem in der Herstellung einer guten Chili-Paste, die für unsere Zwecke bereits vorbereitet worden war. Wir konnten also eigentlich nicht mehr viel falsch machen.


Der fertige Kohl wird in Tüten und Kisten verpackt - fertig zum Reifen



Zum Dank für die geleistete Unterstützung brachte eine Gruppe Älterer aus der Umgebung den lokalen wie internationalen Gassenhauer Nummer Eins zur Aufführung: Gangnam Style. Die Dankbarkeit und die Freude, abseits des grauen Alltags einmal junge Menschen zu treffen, waren unübersehbar.



Alle Beteiligten nahmen von dieser Veranstaltung etwas mit nach Hause, und wenn es nur die Freude daran war, jenen geholfen zu haben, die es wirklich gebrauchen können.

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