Samstag, 15. Dezember 2012

Kleine Sprachschule – Teil 1

Für viele Neuankömmlinge in Korea und auch für mich ist die koreanische Sprache die auffälligste und größte Hürde, die es zu überwinden gilt, um sich im südkoreanischen Alltag zurecht zu finden. Nach derzeitiger Meinung vieler Forscher ist Koreanisch aus einer Abspaltung von der Gruppe der makro-altaischen Sprachen hervorgegangen, woraus Ähnlichkeiten mit Mongolisch, Türkisch und Japanisch resultieren. Darüber hinaus war Korea über lange Zeit Einflüssen aus dem chinesischen und dem englischsprachigen Kulturraum ausgesetzt, was sich ebenfalls in der Sprache niederschlägt.

Den ersten Anknüpfpunkt beim Lernen der Sprache bildet das koreanische Alphabet, das auch als Hangeul bezeichnet wird. Es wurde von König Sejong, dem Großen Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden und löste die beim Schreiben und Lesen bis dahin übliche Verwendung von chinesischen Schriftzeichen ab. Hangeul kennt vierzehn einfache Konsonanten und zehn einfache Vokale, die in den folgenden Abbildungen gezeigt sind. Darüber hinaus gibt es einige Diphthonge, die letztlich die einfachen Buchstaben kombinieren und die ich der Einfachheit halber hier vorerst einmal außen vor lasse.

Konsonanten
Koreanische Konsonanten mit Bezeichnung und Transkription


Vokale
Koreanische Vokale mit Transkription


Die gezeigten Buchstaben werden miteinander kombiniert, um damit Silben zu bilden. Jede Silbe beginnt in jedem Fall mit einem Konsonanten, gefolgt von einem Vokal. Dann können noch bis zu zwei weitere Konsonanten folgen, um die Silbe zu vervollständigen, müssen allerdings nicht.
Jede Silbe hat eine quadratische Form, in der die einzelnen Buchstaben nach einem bestimmten Schema angeordnet werden. Die Anordnung hängt vom Vokal ab, der in der Silbe verwendet wird: handelt es sich dabei um ein o, yo, u, yu oder eu, so wird dieser unter den die Silbe einleitenden Konsonanten geschrieben. Handelt es sich beim Vokal um ein a, ya, eo, yeo oder i, so wird dieser rechts neben den die Silbe einleitenden Konsonanten geschrieben. Falls es weitere Konsonanten in der Silbe gibt, so werden diese unterhalb der beiden ersten Buchstaben positioniert.

Aus den so gebildeten Silben lassen sich wiederum Wörter zusammensetzen, wobei es sehr viele Wörter gibt, die nur aus einer Silbe bestehen. Die folgenden Wörter sind beispielsweise sehr hilfreich, wenn man auf Entdeckungsreise in Korea ist – und sobald man die oben gezeigten Buchstaben und die Regeln der Silbenbildung verinnerlicht hat, kann man diese an jedem Wegweiser entziffern:

     강 [gang] – Fluss
     궁 [gung] – Palast
     산 [san] – Berg
     도 [do] – Insel
     북 [buk] – Norden
     남 [nam] – Süden
     성 [seong] – Burg
     한 [han] – Han-Dynastie (2. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n Chr. )

Wenn Ihr Euch die Titel einiger Posts aus den letzten Wochen anschaut, werdet Ihr ohne Weiteres viele der oben genannten Begriffe wiedererkennen. Der Namsan ist der „Südberg“ Seouls, Ganghwa-do ist eine Insel in Flussnähe, der Bukhansan ist der nach der Han-Dynastie benannte Berg im Norden. Die Namen aller Paläste tragen die Endung „gung“, das heißt, die im englischen häufig verwendete Bezeichnung „Gyeongbokgung Palace“ beinhaltet den Begriff Palast gleich zweimal – damit jeder Tourist auch wirklich versteht, dass es sich um einen Palast handelt.

Ein paar Brocken Koreanisch lassen sich mit diesen Grundlagen also recht schnell lernen. Es genügt, um einen Wegweiser oder eine Straßenschild entziffern zu können, sofern man weiß, wie der Ort heißt, zu dem man möchte. Auch die typischen Gerichte auf der Karte eines Restaurants kann man damit recht schnell dechiffrieren. Zum Sprechen und Verstehen eines gesprochenen Wortes ist es allerdings noch ein weiter Weg. Dafür sind einige andere Besonderheiten der koreanischen Sprache beispielsweise in der Satzstruktur zu beachten – darüber aber ein anderes Mal mehr...

Für alle, die nach diesem linguistischen Exkurs eine kleine Entspannungsübung benötigen, möchte ich die Tradition der Rätsel noch etwas weiterführen. Ich habe ein Bild herausgesucht, das ich vor einigen Wochen aufgenommen habe, als die Bäume noch Blätter trugen. Die Frage zu diesem Bild lautet: Von welchem in Südkorea an jeder Straßenecke stehenden Baum stammt das nachfolgend gezeigte Blatt? Alle richtigen Antworten, die bis zum Montag (17. Dezember) bei mir eingehen, werden wie gehabt mit einer wunderschöne Ansichtskarte mit Grüßen aus Seoul belohnt. In diesem Sinne, ran an die Tastaturen und ein schönes Wochenende!

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