Mittwoch, 19. Dezember 2012

Zeitreise in die Vergangenheit Seouls

Im Seouler Museum für Kunst gibt es derzeit eine Ausstellung mit Fotografien zu sehen, die die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 70 Jahren dokumentiert. Am vergangenen Wochenende besuchte ich also zusammen mit meiner Sprachlehrerin das Museum, um im Zeitraffer einen Blick auf die jüngere Vergangenheit Seouls zu werfen. Eines vorweg: Die Qualität und die Auswahl der Fotos waren exzellent. Zum einen gab es ausgezeichnete Fotoserien bekannter lokaler Fotografen, die damit nicht nur die unglaubliche Entwicklung der Stadt, sondern auch den rasanten eigenen Aufstieg zu Wohlstand zeigten. Zum anderen waren Seouls Bewohner im Vorfeld der Ausstellung aufgerufen, eigene Bilder aus Foto- und Familienalben einzureichen, was diese offensichtlich auch großzügig taten. Aus der Fülle der Einsendungen ausgewählte Fotos komplettierten die Ausstellung. Die Motive waren vielfältig: Bilder von spielenden Kindern, fotografierte Wohnungen und Wohnviertel, Fotografien von Familienausflügen, von Nachbarn beim Kimjang, der traditionellen Kimchi-Herstellung, von Arbeiten auf dem Feld.

Die Bilder dokumentierten eine unglaubliche Entwicklung: Anfang der 50er Jahre, während des Koreakriegs und direkt danach, bestand Seoul vor allem aus einstöckigen traditionellen Häusern, aus Bretterverschlägen und Wellblechhütten. Fließendes Wasser, Kanalisation und Strom waren in großen Teilen der Stadt Fehlanzeige. Aus den Bildern der folgenden Jahrzehnte ließ sich die sich anschließende rasante Entwicklung ablesen. In vielen Vierteln entstanden mehrstöckige Wohnblöcke, traditionelle Häuser wurden ausgebaut und aufgewertet, die Infrastruktur wurde erweitert. Nicht nur das Stadtbild änderte sich - auch der Wohlstand stieg stetig. Während Fotos aus den fünfziger Jahren Menschen in einfacher Baumwollkleidung zeigten, wie sie auf Märkten Chinakohl kauften oder verkauften, zeigten die Bilder der Folgejahre, dass das Modebewusstsein und die Qualität der Kleidung mit jedem Jahrzehnt zunahmen. Und neben dem Arbeiten und der Wohnumgebung waren auch Freizeitaktivitäten auf immer mehr Bildern zu sehen: neue Fahrräder und strahlende Gesichter, Urlauber am Strand, Ausflügler auf Booten und Schiffen. Fortschritt und Wohlstand hatten Einzug gehalten. Die letzten Bilder zeigten das heutige Seoul: riesige Wolkenkratzer mit Hubschrauberlandeplätzen, gigantische Verkehrsadern, Shoppingcenter. Eine unglaubliche Geschichte, die sich da vor den Augen der Besucher auftat.

Mit der wackligen Handy-Kamera habe ich ein paar der Eindrücke eher schlecht als recht eingefangen. Wer sich die Bilder im Vollformat anschauen möchte, muss einen Abstecher ins Seoul Museum of Art machen, wo die Ausstellung noch bis Ende Dezember zu sehen ist.


Die 50er Jahre: Ein Straßenmarkt mit Chinakohl


Kinder vor einer abgebrannten Schule


Eines meiner Lieblingsbilder: Johlende Kinder vor einem mit Stroh gedeckten Haus


Ein Gemüse- und Getränkehändler


Ausläufer des heutigen Stadtzentrums in den 60er Jahren...


...hier fand vor kurzem das Seoul Lantern Festival statt - vor einer ganz anderen Kulisse!


Mädchen beim Spielen auf der Straße


Grandios: Jungs ahmen in den 70er Jahren die Gang aus einer populären Fernsehserie nach, sogar der Hund macht mit.


Ebenfalls 70er Jahre: Die neuen Sonnenbrillen sind da!


Fußball im Vorgarten


Die Renaturierung des Baches in der Innenstadt um die Jahrtausendwende


Seoul heute: Wolkenkratzer recken sich dem Himmel entgegen

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