Mittwoch, 5. Dezember 2012

DMC Ville

Ich habe schon viel über die Orte geschrieben, die ich in den letzten Wochen besucht habe – aber wenig über meine Bleibe, die mir für gut fünf Monate Unterschlupf bietet: DMC Ville. Durch etwas Glück habe ich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in diesem von der Regierung betriebenen, erst drei Jahre alten Apartment-Block ergattern können. Glück deshalb, weil die Warteliste eigentlich recht lang ist, ich aber an der Liste vorbei kurzfristig eine Wohnung bekommen habe. Im Vergleich zu anderen Wohnungen in Seoul ist die Miete recht moderat und sowohl mit der Ausstattung als auch mit dem Service rundherum bin ich vollends zufrieden. Die Wohnung ist vollständig und sehr hübsch möbliert, verfügt über eine Fußbodenheizung (wie toll!) und ist ruhig gelegen. Dazu gibt es einmal pro Woche einen Reinigungsservice, ein englischsprachiger Concierge steht rund um die Uhr zur Verfügung und im Keller finden sich ein Schwimmbad mit Jacuzzi, ein Fitness-Center, ein Squash-Court und eine Sauna - alles zur freien Benutzung. Selbst wenn es draußen kalt und stürmisch ist, muss man auf ein Workout also keineswegs verzichten.
Es gibt also gute Gründe, weshalb die Warteliste so lang ist! Meine Nachbarn sind übrigens allesamt Zugereiste, vor allem Amerikaner, Inder, Araber. Es ist ganz offensichtlich, dass die koreanische Regierung mit der Wohnanlage nicht ganz uneigennützig handelt, wird es doch gut ausgebildeten Ausländern leicht gemacht, in Seoul Fuß zu fassen.


Mein Wohnzimmer, Dreh- und Angelpunkt allen Treibens


Die direkt angrenzende Küche


Mein Eingangstor zur Traumwelt

Während Einige noch rätseln, werden die treuen Leser unter Euch längst wissen, wofür die Abkürzung DMC im Namen der Apartment-Anlage steht: Digital Media City. Der Stadtteil in dem in wohne, ist erst vor wenigen Jahren entstanden, beziehungsweise ist noch in der Entstehung. Um uns herum ragen riesige Glaspaläste in den Himmel, bevölkert mit Angestellten von Unternehmen wie LG, Kia oder großen lokalen Fernsehsendern. Ich bin auf dem Weg nach Hause schon an so manchem roten Teppich vorbeigekommen, wenn mal wieder der am besten angezogene Schauspieler oder der beste Newcomer unter den Stars und Sternchen gesucht wurde. Es glitzert und funkelt und gerade abends, wenn es dunkel wird, entfalten die riesigen LED-Wände an den Hochhäusern ihre gesamte Pracht. Riesige Straßen durchziehen den neu entstandenen Stadtteil und Staus sind bisher glücklicherweise noch Mangelware. Auf der Nordseite des Flusses, im Westen Seouls gelegen, ist die DMC dennoch nicht weit von der Innenstadt entfernt. Wer die U-Bahn nimmt, fährt bis zum Hauptbahnhof namens Seoul Station gerade einmal elf Minuten – komfortabler geht es nicht.

Selbstverständlich bringt so ein neuer Stadtteil ohne gewachsene Strukturen auch ein paar Nachteile mit sich. Da die meisten Gebäude Büros beherbergen, ist zwar wochentags recht viel los in der Digital Media City, am Wochenende jedoch wird es sehr ruhig. Auch viele Restaurants, die unter der Woche die Angestellten bewirten, schließen am Wochenende. Andererseits ist die Gegend auch ein gutes Rückzugsgebiet, wenn man viele Stunden im Gedränge in Seouls Innenstadt unterwegs war. Leere und ruhige Straßen sind dann eine willkommene und hier nicht allzu häufig anzutreffende Abwechslung. Alles in allem gefällt es mir sehr gut in meinem neuen Zuhause. Hier lässt es sich gut überwintern, während die Temperaturen draußen langsam in den Keller rutschen. Am Wochenende gibt es schon mal eine kleine Kostprobe: es sind zweistellige Minusgrade angekündigt.


Meine Wohung von außen. Welches genau meine Fenster sind, verrate ich nicht, sonst landen dort noch Farbbeutel...


Wundervolle Skulpturen - direkt hinter meinem Haus


Im Hintergrund: Der DMC Ville-Komplex


DMC: Glas, Stahl und Beton, wohin man schaut


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