Am vergangenen Dienstag habe ich mich also auf den Weg gemacht, ein erstes Skigebiet zu erkunden, das mir von HyunYoung empfohlen worden war: Jisan (지산). Nachdem ich mich erfolgreich durch den morgendlichen Berufsverkehr in Seoul gequält hatte, stellte ich mein Auto auf dem großen leeren Parkplatz ab und ging zu den Kassen hinüber, wo ich direkt eine „Happy Card“ verpasst bekam, die mir sowohl auf Liftpreise als auch auf Materialausleihe einen satten Rabatt von mehr als 30% bescherte. Für die Tageskarte inklusive Ausrüstung bezahlte ich so nur 60.000 Won, umgerechnet etwa 40 Euro. Ich schlüpfte in die Skischuhe und stiefelte zur Piste, wo ich die Ski anschnallte und direkt die erste Bergfahrt in Angriff nahm. Die fünf Lifte des kleinen Resorts sind allesamt Sessellifte für vier bis sechs Personen, die Skifahrer und Snowboarder an verschiedene Startpunkte auf dem gleichen Berghang bringen.
Die Anzahl der Pisten ist insgesamt übersichtlich, wobei sich der Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und mittel bewegt. Die einzige schwierige Piste geht als solche eigentlich nicht durch. Fünf Stunden lang fetzte ich durch den Schnee und genoss nach einem Jahr Abstinenz wieder das herrliche Gefühl, auf zwei Brettern ins Tal zu gleiten. Der Schnee hatte eine gute Konsistenz, wobei mit fortschreitender Tageszeit an einigen Stellen Eisplatten zum Vorschein kamen, die vor allem den Snowboardern auf dem Hang nicht gut geschmeckt haben dürften. In Sachen Abwechslung war das Skigebiet sicherlich keine Offenbarung, aber für den Wiedereinstieg war es genau das Richtige. Und auch für Anfänger, die abseits des ganz großen Skirummels die ersten Schritte machen möchten, sind sowohl die Pisten als auch das Preis-Leistungsverhältnis sehr ansprechend. Einen Tag lang kann man sich dort in jedem Fall genüsslich die Zeit vertreiben.
Im Vergleich zu europäischen Skigebieten fielen mir zwei markante Unterschiede auf. Erstens war der Anteil an Snowboardern sehr hoch: schätzungsweise die Hälfte der Besucher hatte nur ein Brett unter den Füßen. In Italien und Österreich hatte ich in den vergangenen Jahren das Gefühl, dass mittlerweile wieder eine deutliche Mehrheit der Wintersportler auf Skiern unterwegs ist. Zweitens waren nur sehr wenige Besucher mit einem Helm ausgerüstet, geschätzte 90% der Fahrer überließen den Schutz ihres Kopfes einer Mütze. Was modische Ausrüstung anging, waren die Koreaner selbstverständlich bestens ausgestattet – insbesondere die Snowboarder sahen teilweise aus, als kämen sie frisch aus dem nächsten Laden mit Wintersportausrüstung.
Der Pistenwegweiser nach amerikanischer Manier: Blaue Farbe bedeutet mittlere Schwierigkeit, schwarz markiert wie auch in Europa schwere Pisten
Als sich der Nachmittag über das Jisan Forest Resort neigte, lieferte ich meine Leihausrüstung wieder ab und machte mich auf den Rückweg nach Seoul. Jisan war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.
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