Samstag, 24. November 2012

Namsan, Inwangsan und Secret Garden

Seoul ist umgeben von Bergen und auch im Stadtgebiet gibt es mehrere Erhebungen, die unbebaut sind und aus dem Häusermeer herausragen. Den wohl populärsten Hügel namens Namsan („Südberg“, 265 m hoch) erklomm ich am vergangenen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein. Mit mir waren viele andere Ausflügler unterwegs, die über viele Stufen nach oben strebten oder aber den bequemen Weg mit der Seilbahn wählten. Oben angekommen eröffnet sich in allen Richtungen ein fantastischer Blick über die Stadt, denn der Namsan liegt wirklich mitten in Seoul.


An der Stadtmauer entlang den Namsan hinauf



Viele Treppen sind zu bewältigen, den Fernsehturm im Blick



Rundherum, soweit man schaut: Seoul



Auf dem Gipfelplateau finden sich ein Tempel, mehrere Aussichtpunkte, der Seouler Fernsehturm, Restaurants, Souvenirshops – und etwas, was ich in dieser Art noch nie gesehen habe! Wie in vielen anderen Städten der Welt auch gibt es in Seoul bei jungen Paaren den Brauch, ein kleines Vorhängeschloss an einer Brücke oder einem Gitter festzumachen und den Schlüssel fortzuwerfen, um sich damit ewige Treue zu schwören. An der Brüstung eines Aussichtspunkts des Namsan nimmt das allerdings so groteske Züge an, dass der Zaun, an dem die Schlösser befestigt sind, als solcher gar nicht mehr zu erkennen ist. Alte rostige Schlösser, neue Schlösser, mit und ohne Widmungen, alte Smartphone-Cases – es findet sich dort alles in Hülle und Fülle. Aber schaut selbst:








Angesichts des tollen Wetters verschob ich den Besuch des Fernsehturms auf ein anderes Mal. Wahrscheinlich ist es dort oben nachts, wenn die leuchtende Stadt unter einem prangt, besonders eindrucksvoll – ich werde mir den Namsan für einen zweiten Ausflug in der Dämmerung vornehmen. Ich spazierte stattdessen den Berg herunter und stieg an der nächsten Metro-Station in die U-Bahn, um zum Fuße des Ingwangsan zu gelangen. Dieser 338 m hohe Berg erhebt sich direkt hinter dem Gyeongbokgung und symbolisiert im Yin und Yang den „Weißen Tiger“ und damit die Yin-Energie für den einstigen Königspalast. In der direkten Umgebung des Berges gibt es neben einigen bedeutenden Tempeln und Schreinen auch das schamanische Zentrum Koreas. Der Weg zum Gipfel führt mich an den Überresten der einstigen Stadtbefestigung Seouls entlang und vorbei an Posten der südkoreanischen Armee. Da der Berg direkt über einigen wichtigen Staatsgebäuden der Stadt thront, die nordkoreanische Grenze nicht weit entfernt ist und bereits 1968 nordkoreanische Einheiten bei der Vorbereitung eines Attentats auf den südkoreanischen Präsidenten in den Bergen aufgespürt wurden, wird hier nichts mehr dem Zufall überlassen. Nach gut einer halben Stunde Aufstieg erreiche ich schließlich den Gipfel des Ingwangsan und genieße die tolle Aussicht, die sich bietet.




Blick auf Seoul, in der Mitte der Namsan mit Fernsehturm

Nach zwei Bergen beschließe ich den Tag mit einem Besuch des Secret Garden des Changdeokgung. Dieser zum Palast gehörige riesige Park kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden – und als ich den Palast selbst besuchte, waren hierfür keine Karten mehr zu bekommen. Am Sonntag aber habe ich mehr Glück, ergattere ich doch eines der Tickets für die um 15:30 Uhr beginnende englischsprachige Tour. Unter fachmännischer Führung starten wir also unseren Rundgang durch den naturbelassenen Park. Noch immer sind die Blätter der Bäume in wunderschönen Farben bunt gefärbt, auch wenn sich die Baumwipfel langsam lichten. Während die Sonne tiefer und tiefer sinkt, bestaunen wir die vielen Pavillons und Unterkünfte, die verstreut im Park zu finden sind und die sich – wie schon der Palast – wunderbar in die hügelige Landschaft einfügen. Der Park, der im 15. Jahrhundert angelegt wurde, gehörte einst zum persönlichen Rückzugsgebiet der königlichen Familie und war nur für die engsten Palastbediensteten zugänglich. Der Name „Secret Garden“ soll diesen intimen Charakter des Ortes zum Ausdruck bringen.






Obwohl die Tour landschaftlich sehr reizvoll ist und mit tollen Einblicken aufwartet, sind alle Beteiligten nach 90 Minuten auch etwas froh, als wir uns dem Ausgang nähern. Mit der einsetzenden Dämmerung ist es nämlich schlagartig kalt geworden und die wenigsten von uns haben für Temperaturen von knapp über null Grad die richtige Bekleidung dabei. Auch ich vermisse am Ende ein Paar warme Handschuhe und eine Mütze und freue mich, als ich mit vielen Eindrücken beladen mit der warmen U-Bahn den Heimweg antrete.

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