Mittwoch, 7. November 2012

Gyeongbokgung

Meinen ersten Ausflug in die Seouler Innenstadt unternehme ich am folgenden Nachmittag, nachdem ich mich halbwegs auf dem (englischsprachigen) Metro-Plan orientiert und eine elektronisch aufladbare Nahverkehrskarte gekauft habe. Seoul Station muss ich die U-Bahnlinie wechseln und wie es der Zufall will, ist das der Hauptbahnhof. Die verschiedenen U-Bahnstationen liegen an den entgegengesetzten Enden des Bahnhofs und so habe ich das Vergnügen, mich einmal durch das komplette Gewühl zu schlagen. Soldaten, Geschäftsleute, Shoppingbegeisterte - selbst an einem Sonntag wie diesem ist hier einiges los. Auch wenn ich mehrmals glaube, den Weg zum anderen U-Bahn-Eingang verloren zu haben, findet sich doch immer wieder ein Schild mit dem markanten Metro-Symbol, so dass ich zu guter letzt doch meinem Tagesziel entgegenfahre.

Ich habe mir den Gyeongbokgung-Palast vorgenommen, den bedeutendsten der fünf ehemaligen Königspaläste in Seoul. Das Wetter ist passend dazu königlich, knapp 20 Grad und Sonnenschein. Im Eingangsbereich des Palasts werde ich mit einer kleinen Parade empfangen - es ist die Zeit des Wachwechsels. In bunten Gewändern gekleidete Wächter marschieren begleitet von Trommelwirbel über den Hof. Endlich mal eine standesgemäße Begrüßung! Ich kaufe mir eine Eintrittskarte und betrete den Palastbereich.



Nachdem man die erste Mauer hinter sich gelassen hat, erreicht man den Bereich, der früher für offizielle Anlässe genutzt worden ist. So sehe ich beispielsweise die Thronhalle mit dem Thron, und die Aufenthaltsräume, in denen sich der König zwischen den Terminen aufhielt.


Die Thronhalle


Wundervolle Verzierungen am Dach der Thronhalle

Hinter weiteren Mauern versteckt liegen im hinteren Bereiche des Palasts jene Gebäude, die eher privaten Zwecken dienten, also beispielsweise die Wohnräume des Königs und der Königin, die offen und zur Besichtigung freigegeben sind. Insgesamt überrascht mich die Weitläufigkeit des Geländes. Hinter jeder Ecke gibt es weitere Bauwerke zu bestaunen. Das Faltblatt, das ich am Eingang eingesammelt habe und das ich während des Rundgangs im Detail studiere, hört währenddessen nicht auf zu betonen, dass der Palast wie auch viele andere koreanische Stätten mit historischer und kultureller Bedeutung während der japanischen Besetzung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschleift worden sind und erst in den letzten Jahren mühsam wieder aufgebaut wurden. Schließlich erreiche ich den hintersten Palastbereich, in dem sich ein Park mit einem von Wasser umgebenen Pavillon befindet. Spätestens hier wird die Stimmung entspannt, die vielen mit mir herumspazierenden Koreaner genießen das Herbstwetter und den Ruhepunkt mitten in der Stadt.


Fein ausgearbeitetes Holzfenster an einem der Wohngebäude


Mandarinenbaum am Eingang zum Park


Hyangwonjeong-Pavillon



Ich drehe eine letzte Runde um den Pavillon und mache mich dann auf den Rückweg, dem Palastausgang entgegen. Bevor ich wieder in die U-Bahn steige, schlendere ich noch ein paar Minuten durch Insadong, eine von kleinen Läden, Galerien und Restaurants gesäumte Fußgängerzone, in der am Wochenende der Bär steppt. Dazu aber ein anderes Mal mehr.

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