Samstag, 2. März 2013

Auf den Spuren Jackie Chans

Bis 1997 war Hongkong eine britische Kronkolonie, eine Enklave, umgeben von Wasser und chinesischem Festland. Obwohl die Rückgabe an China vor nun mehr als fünfzehn Jahren erfolgte, ist die Stadt als Sonderverwaltungszone noch immer mit umfangreichen Sonderrechten ausgestattet – und dies soll auch mindestens bis 2047 so bleiben. Hongkong hat seine eigene Verwaltung, erlässt Gesetze, darf Zölle erheben und hat mit dem Hongkong-Dollar eine eigene Währung. Außerdem erlaubt Hongkong Europäern, ohne gesondertes Visum für bis zu 90 Tage einzureisen. Ich brauchte also in Seoul kein Visum für das chinesische Festland zu beantragen und konnte dennoch nach China einreisen. Somit stand Hongkong für mich als Reiseziel fest und am vergangenen Wochenende ging es endlich los.

Wie ich der Wettervorhersage entnommen hatte, sollte mir Petrus hold sein. Es waren für den Samstag und den Sonntag jeweils 23 Grad Höchsttemperatur und Sonnenschein vorhergesagt – und so sollte es auch kommen. Nachdem ich am Freitagabend gelandet war und meinen Weg ins Hotel gefunden hatte, ging ich auf einen ersten Erkundungsausflug. Der Stadtteil Kowloon, in dem mein Hotel lag, liegt am südlichen Ende der Halbinsel, auf der sich ein Teil Hongkongs erstreckt. Der Halbinsel direkt gegenüber liegt auf einer weiteren Insel der Stadtteil Central, wo jene Wolkenkratzer stehen, die Hongkongs unvergessliche Skyline prägen. Mein Abendspaziergang führte mich also ans Südende Kowloons, von wo aus ich den Blick übers Wasser hinüber zu den Giganten aus Stahl und Beton schweifen lassen konnte. Der Anblick der illuminierten Silhouette wird wahrscheinlich jeden Besucher in Staunen versetzen – ich bildete da keine Ausnahme! Was für eine grandiose Aussicht! Pünktlich um 20 Uhr begann über den Wolkenkratzern auch noch die tägliche Lasershow, die für fünfzehn Minuten ein Spiel aus Farben und Licht über das Häusermeer zauberte. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen und genoss das fantastische Schauspiel.


Flanieren im Angesicht der Giganten


Hongkongs Skyline liefert ein tolles Spiel der Farben

Im Anschluss trödelte ich zum Anleger der Star Ferrys, einer Institution in Hongkong. Die Fähren der Gesellschaft pendeln seit 1888 mit mehreren Schiffen von Kowloon hinüber nach Central und transportieren jedes Jahr viele Millionen Passagiere. Ich zog meine Octopus-Karte, die elektronische Karte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Hongkong, durch das Lesegerät und ging an Bord eines der Fährschiffe. Langsam schaukelnd glitten wir durch die Nacht den Wolkenkratzern entgegen, die immer größer wurden, je näher wir kamen. Ich ging in Hong Kong Island nicht an Land, sondern machte mich direkt auf den Rückweg nach Kowloon, um noch etwas Essbares aufzutreiben.

Zwei U-Bahn-Stationen von meinem Hotel entfernt wurde ich fündig und schmauste famos in einem kleinen Restaurant namens One Dim Sum, das in der jüngsten Ausgabe des Michelin-Restaurantführers gar mit einem Stern geadelt wurde. Der chinesische Chef des Restaurants beriet mich hinsichtlich der Auswahl geradewegs auf Deutsch – er hatte seine Hotelier-Ausbildung in der Schweiz absolviert. Ich genoss mit Shrimps gefüllte Frühlingsrollen und zweierlei Sorten gefüllte Teigtaschen – köstlich! Die Schlemmerei kostete mich umgerechnet fünf Euro – mir war nicht bekannt, dass es Restaurants mit Michelin-Stern in dieser Preisklasse überhaupt gibt! Auch die Franzosen am Nebentisch ließen es sich schmecken, ebenso die vielen Besucher aus den Wohngebieten der Umgebung. Mit vollem Magen verließ ich schließlich One Dim Sum und schlenderte auf dem Rückweg noch über den kunterbunten Nachtmarkt, der sich nur einen Block von meinem Hotel entfernt erstreckte. Neben vielen Imbissständen gab es unzählige Händler, die allerhand Krimskrams anboten, von Hauslatschen bis hin zu Sexspielzeug. Einige Wahrsagerinnen mit ihren Zelten komplettierten das bunte Treiben. Ich hatte für diesen Tag genug gesehen und zog mich zur Nachtruhe zurück. Ich hatte ja noch zwei volle Tage vor mir – davon aber beim nächsten Mal mehr!


Der Nachtmarkt in Kowloon


Hier wird noch gewartet auf die Audienz beim Wahrsager der Wahl...


...währenddessen erzählt Tina schon Geschichten aus der Zukunft

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