Dienstag, 26. März 2013

Entdeckungen auf Jeju

Bei meinem ersten Besuch auf der südkoreanischen Insel Jeju hatte ich wenig Zeit für eigene Erkundungen, weil das Tagesprogramm durch den dort stattfindenden Workshop bestimmt worden war. Da schon die ersten Inseleindrücke Lust auf mehr (und Meer) gemacht hatten, ließ ich am vergangenen Wochenende zusammen mit einer koreanischen Freundin einen weiteren Inseltrip folgen. Die Reisezeit Mitte März bedeutete, dass Jeju nur wenig besucht war, es viele freie Unterkünfte gab und sich die Besucherströme an den Hauptattraktionen im Rahmen hielten.

Wir ließen uns an diesem Wochenende treiben, besuchten den Westen, Süden und Osten der Insel und hielten an, wann immer es uns irgendwo gefiel oder wir etwas entdeckten, das uns interessierte. Der erste Tag war unser Anreisetag, und das Wetter war herrlich, so dass sogar die Sonnencreme ausgepackt werden musste. Wir starteten mit einem koreanischen Mittagessen und etwas Makgeolli, bevor wir einem Olle-Trail einen Besuch abstatteten, der sich malerisch an der Küste entlang schlängelte. Ein nahegelegener Krater, auf der Vulkaninsel Jeju keine Seltenheit, lud zu einem Abstecher ein. Der schweißtreibende, wenn auch kurze Aufstieg wurde mit einem tollen Blick über das tiefblaue Meer belohnt.




Unsere weitere Tour führte uns zu einem nahe gelegenen Wasserfall, eine große Attraktion für Groß und Klein. Für meinen Geschmack viel die Inszenierung etwas zu kommerziell aus, was angesichts der im Sommer zu bewältigenden Besuchermassen allerdings nicht wirklich verwunderte.


Nach dem Sonnenschein am ersten Tag erwartete uns der nächste Morgen mit tief hängenden, nach Regen aussehenden Wolken. Da der Wetterbericht nichts Gutes verhieß, schauten wir uns ein paar Ziele aus, die auch bei Regen gut machbar sein würden, inklusive einer großen Höhle. So schlimm, wie wir es befürchtet hatten, wurde es letztlich glücklicherweise nicht. Bis zum frühen Nachmittag blieb es wolkenverhangen, aber trocken. Wir machten Stopp an einem kleinen Feld mit Pflanzen, die gelb leuchtend in Blüte standen und den Reigen der Frühjahrsblüher eröffneten. Wenige Minuten später erklommen wir den Sonnenaufgangsgipfel, einen Vulkankrater, der sich auf einer kleinen Halbinsel erhebt und von dem man am frühen Morgen beobachten kann, wie die ersten Sonnenstrahlen den Kraterboden berühren. An diesem Nachmittag war von der Sonne allerdings nichts zu sehen. Stattdessen begann es leicht zu nieseln. Auf dem Weg nach unten bewunderten wir noch die koreanischen Taucherinnen, die in der vorgelagerten Bucht und zur Begeisterung der zuschauenden Touristen auf Muschel- und Tintenfisch-Jagd gingen. Als der Regen immer stärker wurde, suchten wir uns ein trockenes Plätzchen, gönnten uns einen heißen Kaffee und später ein leckeres Abendessen. Es sollte an diesem Abend nicht mehr zu regnen aufhören und auch in der Nacht trommelte der Regen weiter an die Fenster unserer Unterkunft.


Jump!


Krater im Nieselregen


Es wird getaucht


Erst am Morgen zogen die Wolken ab und ließen einen strahlend blauen Himmel zurück. Auf diesen erneuten Wetterumschwung hatten wir nur gewartet! Denn ein Ausflugsziel hatten wir bis dahin noch nicht angehen können: Den höchsten Berg Südkoreas, Hallasan, der sich im Herzen der Insel erhebt. Da der Morgen nach unserem ausgiebigen Frühstück bereits fortgeschritten war, entschieden wir uns, nicht auf den langen Trail zu starten, der eine Wanderung bis zum Gipfel erlaubt, sondern eine etwas andere Route zu wählen, die nur über das Plateau unterhalb des Gipfels führt, aber mindestens ebenso gute Aussichten bietet. Gesagt, getan! Mit dem Auto fuhren wir auf gut 1000m und starteten von dort unsere Wanderung, die zunächst einem Bachlauf folgend durch einen Wald führte, bevor wir uns zum Gipfelplateau hinauf schwangen. Es waren nur wenige Wanderer unterwegs, das Wetter und die Sicht waren ausgezeichnet. Der Gipfel des Hallasan leuchtete vor uns in der Sonne. Wir konnten den Blick bis hinüber zur Küste schweifen lassen, wo ein paar letzte Wolkenreste vor sich hin krochen.




Der Gipfel des Hallasan

Wir ließen uns Zeit, genossen Aussicht und Ruhe und gönnten uns am höchsten Punkt des Weges eine Verschnaufpause. Als die Sonne langsam begann, sich wieder dem Meer zu nähern, traten wir den Rückweg an. Aus der Höhe stiegen wir ab, winkten noch einmal dem Gipfel zu und navigierten unser Auto schließlich zurück zum Flughafen. Es waren drei wunderschöne, entspannte Tage auf Jeju – auch in dieser Hinsicht unterscheidet sich die Insel wesentlich vom übrigen Südkorea. Wer Korea besucht, sollte Jeju deshalb in keinem Fall auslassen.



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